Freundschaft und Verbrechen
Der Pinguin ist abgebrannt. Sein Anzug ist zerschlissen. Pflaster zieren sein Gesicht. Er hebt Zigarettenstummel vom Boden auf. Es fällt ihm schwer, aber er hat einen Plan. Doch: "Wenn du lange genug am Fluss sitzt . . ."
Und damit beginnt die Pinguin-Geschichte "Die letzte Patrone" von Oscar-Preisträger John Ridley. Dem Erzählfluss merkt man die Routine des US-Amerikaners an: Als Drehbuchautor bekam er für das Sklaven-Drama "12 Years A Slave" den Oscar, Regie führte er zum Beispiel beim Science-Fiction-Film "Needle in a Timestack" mit Orlando Bloom. Doch zurück zu Pinguin: Oswald Cobblepot alias Pinguin hat sein verbrecherisches Imperium, mit dem er über Gotham City herrschte, verloren, doch mit einer einzigen Patrone in einer Knarre startet er einen fulminanten Rachefeldzug. Stück für Stück zieht er von Ort zu Ort, von Verbrechen zu Verbrechen, um sich wieder "König von Gotham" nennen zu können.
Die stimmigen Zeichnungen von Giuseppe Camuncoli und Cam Smith zeigen ein Gotham zwischen Alt und Neu, zwischen Pinguin und dem Umbrella Man, der nun in der Stadt herrscht. Die Serie "Batman One Bad Day", die gerade im Pinguin-Verlag erscheint, behandelt einzelne Superschurken. Bereits erschienen sind die Alben "Riddler", "Two-Face" und "Mr. Freeze".
Der Pinguin entdeckt auf seinem Weg auch eine neue Qualität seines Verbrecherdaseins, die er bisher nicht beachtet hatte: Freundschaft. In Rückblenden wird Pinguins eigene Geschichte erlittener Erniedrigungen erzählt. Ein Teil der Traumatisierten wird Superschurke, der andere Teil wird Superheld. Man hat die Wahl, der Pinguin hat sich für die dunkle Seite der Macht entschieden: "(...) Die Wahrheit ist mächtig. Sie half mir, zu begreifen, dass es egal ist, ob Leute gut oder böse sind. Es zählt nur, dass sie tun, was man will (. . .) Deswegen wurde ich ein Verbrecher."
Vergessene Pionierin
Wer ist Alice Guy? Die Frage allein zeigt, dass Geschichte nur einen Ausschnitt der Wahrheit präsentiert. Man kennt zwar die Gebrüder Auguste und Louis Lumière, die am 22. März 1895 ihren Cinématographe der Welt präsentierten, doch die Schöpferin des ersten fiktionalen Films aus dem Jahr 1896, nämlich "La Fée aux Choux/ Die Fee in den Kohlköpfen", wurde einfach vergessen.
Dabei war sie nicht nur die erste Filmregisseurin der Welt, sondern auch die erste Produzentin und Drehbuchautorin. In der monumentalen Graphic Novel "Alice Guy" haben Catel Muller (Zeichnungen) und José-Louis Bocquet (Szenario) nicht nur ihre Geschichte schön erzählt, sondern auch ein Werk geschrieben, das um historische Genauigkeit bemüht ist und eine Ikone der Filmgeschichte der Vergessenheit entreißt.
Die kleine Alice ist in ihren Jugendjahren zwischen Frankreich, der Schweiz und Chile hin- und hergerissen. Ihre Familie will in Chile ein Verlagsgeschäft aufziehen. Als ihr Vater verarmt, bald darauf stirbt, zieht Alice mit ihrer Mutter nach Frankreich, wo sie sich zunächst als Stenotypistin bei der Firma Richard (später Gaumont) ihr Geld verdient. Gaumont gibt es als Filmkonzer noch heute. In einer von Männern dominierten Gesellschaft galt der Job als Stenotypistin schon als Errungenschaft – wir schreiben das Jahr 1893. Und nur drei Jahre später war sie die erste Regisseurin der Welt.
Als ihre Großmutter stirbt, erkennt Alice die Kraft und die Chancen des bewegten Bildes: "Irgendwann werde ich ihr Lächeln vergessen haben. Und ich stelle mir vor, dass ich in ein paar Monaten einen Film von diesem Lächeln hätte drehen können, um ihn mir bis ans Ende meines Lebens anzuschauen." Chronologisch wird dabei Guys Weg von der Hilfskraft zur Filmemacherin erzählt, deren Filme fast alle verschollen sind. Und deren Wirken in der Filmgeschichte unterschlagen wurde.
Gegenkultur
Robert Crumb ist das Gegenteil von Disney: Die Ikone der "Underground-Comics-Bewegung" hob mit Figuren wie Mr. Natural oder "Fritz the Cat" das Sexuelle und das politisch Inkorrekte auf einen Sockel. Eine Sammlung über den Guru "Mr. Natural" lässt diese Gegenkultur hochleben, die man auch pornografisch und sexistisch interpretieren kann. Lesen Sie selbst!
Mensch Wolf!
Wölfe sind derzeit ein Reizthema. In dieser Graphic Novel, basierend auf dem gleichnamigen Animationsfilm, stehen die letzten beiden Wolfwalker im Mittelpunkt der Handlung: Eine Mutter und ihre Tochter, deren Lebensraum zusehends von den Menschen bedroht wird. Ein schönes Märchen, das man auch seinen Kindern vorlesen kann.