Die rot-weiß-rote ESC-Bilanz ist seit Cesár Sampsons fabelhafter Bronzemedaille in Lissabon (2018) kein Ruhmesblatt. Dreimal hat Österreich den Einzug ins Finale verpasst. Sowohl Paenda ("Limits", 2019), Vincent Bueno ("Amen", 2021) als auch DJ Lumix & Pia Maria ("Halo", 2022) blieben in den Halbfinali stecken. Die tollen Wettquoten für Teya & Salena rufen nach einer Trendwende!

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"Der Finaleinzug ist diesmal keine Diskussion", zeigt sich auch ORF-Kommentator Andi Knoll von "Who the Hell Is Edgar?" überzeugt, "im Finale dürfen wir dann aber nicht enttäuscht sein, wenn wir es nicht in die Top Ten schaffen."

Das sind die aktuellen Wettquoten: Österreich wird bei den Buchmachern zu 94 Prozent im Finale gesehen, Australien zu 92 Prozent, Armenien zu 91 Prozent, Zypern zu 90 Prozent. Rumänien und San Marino bleiben am ehesten im zweiten Halbfinale stecken.

"Für ordentlich Gesprächsstoff vor Ort sorgte eine geplante Änderung der EBU bei der Ergebnisverkündung in den Halbfinali", berichtet unser Korrespondent Marc Gehring aus Liverpool. Vorgesehen war: "Die Kontrahenten sollten auf einer Showtreppe stehen, wie wir es aus diversen Casting- und Tanzshows kennen. Wer sich nicht für das Finale qualifiziert, bleibt am Ende allein vorne stehen. Fotos überschwänglicher Freude aus dem Greenroom würden dadurch entfallen. In der ersten Generalprobe des Halbfinales wurde dies auch schon praktiziert, aber nach deutlicher Kritik von Delegationen und Fans wieder verworfen", so Gehring. So nennen die Moderatoren also auch heute in zufälliger Reihenfolge die zehn Länder, die aufsteigen ... und deren Vertreter im Greenroom bangen. 17 Länder treten heute in Liverpool an, wer ist Österreichs schärfste Konkurrenz?

Australien

So viele Bands wie 2023 gab es noch nie. Die Gruppe Voyager verortet sich selbst im Genre Progressive Metal. Dabei kommt der Song "Promise" recht harmlos und verträglich daher. Zuletzt war der Kontinent glücklos.

Georgien

Zumindest eine Sängerin beim ESC hat immer den Job, sich vor einer mit voller Leistung arbeitenden Windmaschine die Seele aus dem Leib zu schreien. Heuer hat Iru aus Georgien mit "Echo" dieses Ticket gezogen und gibt sich im wehenden Kleid ganz ihrem Los hin.

Zypern

Für Zypern wirft sich Inselbeau Andrew Lambrou ins Rennen. Mit vollem Körpereinsatz wird das Leid des unglücklich Liebenden beschworen. Wenn das mal nicht zwölf Punkte aus Griechenland gibt, was dann? Eingekauft haben die Zyprioten den Ohrwurm "Break a Broken Heart" bei schwedischen Produzenten.

Armenien

Sängerin Brunette ist schon seit Langem als Popkünstlerin aktiv und gilt mit ihrer durchdesignten Performance als eine der Favoritinnen für einen Finalaufstieg. "Future Lover" heißt ihr Beitrag; er startet als Soul-Ballade und entwickelt sich zu einem dynamischen Midtempo-Song.

Dänemark

Für Dänemark geht der 20-jährige Reiley, bürgerlich Rani Petersen, ins Rennen. Dabei kommt der so gar nicht nach wildem Nordmann aussehende Sänger nicht aus Dänemark selbst, sondern von den Färöerinseln und machte vor der ESC-Karriere eine ebensolche als TikTok-Influencer mit über elf Millionen Followern. Nun versucht er mit unschuldigem Augenaufschlag und der Elektronummer "Breaking My Heart" den Aufstieg in den ESC-Olymp. Reiley eröffnet das zweite Halbfinale.

Estland

Aus Estland kommt heuer eine perfekt konzipierte Ballade im Adele-Stil samt orchestraler Begleitung, geschrieben vom Komponisten Wouter Hardy, der hinter dem ESC-Sieg von Duncan Laurences "Arcade" 2019 stand. Stimmlich gehört Teilnehmerin Alika zu den herausragenden Kandidatinnen des Bewerbs und doch gilt ein Aufstieg mit "Bridges" alles andere als ausgemacht.

Hier ist noch einmal Österreichs Beitrag 2023: die von Teya & Salena selbst geschriebene Empowerment-Tanznummer "Who the Hell Is Edgar?". Das Duo hat die Startnummer 13.

Slowenien

Und was schickten unsere Nachbarn nach Liverpool? Die slowenische Band Joker Out besteht aus den fünf Burschen Bojan, Jure, Kris, Jan und Nace und ist in ihrem Halbfinale mit der auf Slowenisch gesungenen Nummer "Carpe Diem" für den radiotauglichen, etwas harmlosen Rock zuständig. Dazu augenzwinkernder Bubencharme!

Belgien

Retro ist angesagt: zumindest für den belgischen Hochschullehrer Gustaph, der nach einigen Erfahrungen als ESC-Backgroundsänger nun in den Vordergrund tritt. "Because of You" ist eine pinke Disconummer, Gustaph (gestylt wie Boy George) ein Wackelkandidat.

Eurovision Song Contest, zweites Halbfinale: ORF 1, 21 Uhr.