Auf einem Songwriting-Camp in Tschechien ist letzten September Österreichs Beitrag zum Eurovision Song Contest (ESC) entstanden, der sich in einer internen ORF-Auswahl unter Zuzug von ESC-Experten und Mitgliedern internationaler ESC-Fanclubs durchsetzen konnte. "Who the Hell is Edgar" sei "eine Momentaufnahme von dem Spaß, den wir beim Schreiben hatten", erzählen Teya & Salena, "die ersten drei Sätze sind einfach aus uns herausgesprudelt".

Der Refrain mit Edgar Allan Poe sei spontan und augenzwinkernd entstanden: Habe man als Songschreiberin doch immer wieder "das Gefühl, sich extrem zu beweisen und doppelt so anstrengen zu müssen wie ein Mann", sagt Teya, die unter ihrem bürgerlichen Namen Teodora Spirić an "Starmania 21" teilnahm. Wie auch Salena, bürgerlich Selina-Maria Edbauer. Die gebürtige Leobnerin lacht: "Manchmal hat man in einem kreativen Prozess das Gefühl, als wäre man von einem Geist besessen." Hier ist das Video:

"There’s a ghost in my body, and he is a lyricist", heißt es im Refrain der frischen Popnummer mit flottem Beat. Edgar steht also auch für einen Ghostwriter: "Dadurch, dass wir Edgar Allan Poe als den tatsächlichen Schreiber des Songs darstellen, wollen wir mit Ironie Aufmerksamkeit auf diesen Teil des Musikbusiness leiten", erläutert Teya. Komponiert haben den Titel die Sängerinnen mit Ronald Janecek aus Prag, der mit dem Schweizer Pele Loriano auch für die Produktion verantwortlich zeichnet.

Von Duos wurde Österreich schon mehrmals vertreten (Duo Mess, Trackshittaz, Lumix & Pia Maria), aber noch nie von einem rein weiblichen. Auffallen wird "Who the Hell is Edgar" zweifellos – ist der rot-weiß-rote Beitrag doch keine Kopie der Kopie. Wie etwa Deutschlands flachwurzeliger Rammstein-Schlager "Blood & Glitter" der Glamrock-Band Lord of the Lost. Er wird von den Buchmachern auch unter den Schlusslichtern in Liverpool gehandelt. Teya & Salena liegen in den Wettbüros derzeit auf Rang 15 (bei 37 teilnehmenden Ländern); als hohe Favoriten werden Schweden und Finnland gesehen, aber noch sind die Beiträge von Großbritannien, Israel, Griechenland und Aserbaidschan nicht veröffentlicht.

So viele Rockbands gab es jedenfalls beim Song Contest noch nie: Neben Slowenien, Irland, Lettland und Australien schickt auch Kroatien eine Gruppe zum ESC. Let 3 kommen aus Rijeka, musizieren schon seit rund zehn Jahren und werden mit ihrer Antidiktatorenhymne auch durch die Outfits für Kontroversen sorgen. "Wir wollen eine Botschaft an diejenigen schicken, die denken, dass der Planet ihr Spielzeug ist und sie alle als Marionetten führen können", erklärt Bandmitglied Damir und fügte hinzu, dass sich das einfach gestrickte Lied an Putin richte. Hier ist ihr Auftritt beim nationalen Vorentscheid:

Teya & Salena müssen sich im zweiten Halbfinale am 11. Mai einen Finalplatz (13. Mai) ersingen. Neben drei britischen Moderatoren ist auch der Ukrainer Timur Miroshnychenko ein Host der Liveshows. 3000 Karten in der Liverpool-Arena sollen für Ukrainerinnen und Ukrainer reserviert bleiben, die mit einem Visum in Großbritannien leben. Diese Tickets sollen verlost werden.