Ihr Vortrag trug den Titel "Nur eine Katastrophe kann uns retten". Die Pandemie war eine Art globale Katastrophe, ganz am Anfang schien es, als würde sie tatsächlich dazu verleiten, etwa den Lebensstil zu überdenken. Mittlerweile sind wir aber wieder in der "Normalität" angekommen. Was denken Sie darüber?
SLAVOJ ŽIŽEK: Es gab eine große positive Auswirkung von Corona. Vor Corona gab es das Dogma, dass der Staat nicht zu viel Geld ausgeben kann. Während Corona haben die Staaten Trillionen Dollar an Hilfen ausbezahlt – dummerweise auch an große Konzerne – und das System hat es überlebt. Nach den üblicherweise postulierten ökonomischen Regeln hätte das System einstürzen müssen. Das ist nicht passiert. Die Lehre ist: Der Kapitalismus kann verändert werden, man darf nicht glauben, dass die Regeln nicht veränderbar sind.