Der Countdown startet. Zehn Minuten sind es noch. Das Publikum wird unruhiger, je mehr Zeit verstreicht. Dann sind es nur noch 15 Sekunden, die laut nach unten gezählt werden. Und plötzlich: "Say Amen (Saturday Night)".
Die amerikanische Band "Panic! At The Disco" gab am Montagabend in der nahezu vollständig ausverkauften Wiener Stadthalle das Auftaktkonzert ihrer Abschiedstournee "Viva Las Vengeance" ("Es lebe die Rache"). Das gleichnamige Album brachten Brendon Urie und seine Bandkollegen im vergangenen Jahr heraus, im Jänner wurde das Ende der Band bekannt, weil Urie und seine Frau ihr erstes Kind erwarten.
Den Abschiedsschmerz der Fans konnte die Band mit einem gewaltigen Feuerspiel, wechselnden Bühnen-Hintergründen und all ihren bekannten Songs ein wenig lindern. Das gewohnte Line-up von Gitarre, Bass und Drums wurde durch Bläser und Streicher verstärkt und so endete der erste Teil der Show mit einer um diese Instrumente erweiterten Version von "Miss Jackson".
Im Anschluss folgten etwa "Middle of a Breakup", "Don’t Let the Light Out" und "God Killed Rock and Roll" - alle aus dem neuen Album und perfekt für Live-Konzerte geeignet. Immer mehr Leute begannen mitzusingen. Auch bei den etwas älteren Songs "Nine in the Afternoon" und "Death of a Bachelor" und vor allem beim mittlerweile 18 Jahre alten Lied "I Write Sins Not Tragedies" sang das Publikum so kräftig mit, dass der stimmgewaltige Leadsinger Urie teilweise gar nicht mehr selbst singen musste, was ihn sichtlich amüsierte.
Viel plauderte der Mann mit der vier Oktaven umfassenden Tenor-Stimme zwischen den Songs nicht, wirkte allerdings trotzdem sehr sympathisch und warf ein paar Sätze auf Deutsch ein. Bei "Wie geht's?" und "Ich liebe euch" war der Applaus wenig überraschend am intensivsten.
In den vergangenen knapp 19 Jahren konnte sich "Panic" At The Disco" zu einer Kultband etablieren, die einen stimmigen Genremix zwischen Emo, Alternative-Rock und Popmusik auf die Bühne bringt. Und wie es auf den Band-Shirts stand, die vor Ort in Wien verkauft und von vielen Fans auch gleich getragen wurden: "You definitely had to be there". Also: "Da musste man auf jeden Fall dabei sein."
Ein grandioser Start für die Abschiedstournee einer Band, die vielen der Anwesenden wohl seit ihren Jugendjahren ein musikalischer Wegbegleiter ist. Schade nur, dass das musikalisch intensive Konzert nach einer Stunde und 40 Minuten ohne Zugabe nach ihrem wohl radiotauglichsten Song "High Hopes" endete.
Daniela Winkler