Herr Stipsits, wann hat das angefangen mit Ihrer Leidenschaft für Griechenland?
THOMAS STIPSITS: Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her. Ich bin damals bei der Matura durchgefallen, in Religion ...
Verzeihen Sie bitte, dass ich lachen muss. Das kann man? Das ist keine Geschichte?
Nein, das ist keine Geschichte. Ich bin in Religion durchgefallen, in Chemie auch. Keine Sorge: Ich habe das später fulminant nachgeholt. Damals wollte ich einfach nur weg, ging ins Reisebüro und sagte: "Ich will nach Griechenland." Ein Bekannter erklärte mir dort, er hätte Kos oder Karpathos Ultra-Last-Minute im Angebot. Kos wäre mehr Party, das wollte ich nicht. Also Karpathos. Es war Liebe auf den ersten Blick.
In was verliebten Sie sich?
Bei der Entdeckung der Insel gab es so viele Momente, die sich ins Hirn tätowiert haben. Momente, die man nie mehr so schön erlebt wie beim ersten Mal. Die Mentalität der Menschen hat mich im positiven Sinn in Geiselhaft genommen. Seitdem gibt es diese Sehnsucht, dort immer wieder hinzufahren.
Was begeistert Sie an der Mentalität der Griechinnen und Griechen?
Wir sprechen von einer traditionellen, südgriechischen Insel, auf der die Uhren langsamer ticken. Ich finde die Haltung sehr angenehm: Wenn es heute passiert, ist es gut. Wenn es morgen passiert, ist es auch gut. Das ist nicht Faulheit, sondern Gelassenheit. Eine Insel ist ein eigener Kosmos, ein Kleinod. Man kann einerseits sehr gefangen sein, andererseits ist es ein Sinnbild für Freiheit. Es ist nicht immer alles verfügbar. In dem Dorf, in dem ich bin, gibt es ein paar Damen, die Ofenbrot backen – einmal die Woche sechs bis sieben Laibe. Und wenn man Glück hat, erwischt man eines. Das hat dann eine unfassbare Wertigkeit. Die Einstellung, wie man dort an Dinge herangeht, versuche ich stets nach Österreich mitzunehmen, aber das funktioniert nicht.