15 Jahre, 30 Spielfilme und eine Handvoll Serien hat das Marvel Cinematic Universe bereits auf dem Buckel. Ans Aufhören denkt Studiochef Kevin Feige aber noch lange nicht. Mit "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" steht nämlich das nächste große Epos in den Startlöchern – für den reichhaltigen Heldenkosmos ist es gleichzeitig der Beginn der fünften Erzählphase. Die zwei vorangegangen "Ant-Man"-Filme zeichneten sich durch geerdete, weitgehend in sich geschlossene Erzählungen aus, die sich nicht penibel dem größeren Ganzen unterwerfen mussten.
Nach den weltverändernden Ereignissen der letzten Missionen sieht sich nun auch der kleinste Avenger mit dem Bombast des Universums konfrontiert. Das Gaunertum hat Scott Lang (Paul Rudd) längst hinter sich gelassen und will sich auf dem Erfolg seines Superheldendaseins ausruhen. Der erhoffte Ruhestand währt nicht ewig: Samt Partnerin Hope (Evangeline Lilly), Teenie-Tochter Cassie (Katherine Newton), Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und dessen lange verschollener Gattin Janet (Michelle Pfeiffer) wird er bald einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Unfreiwillig werden sie auf subatomare Größe geschrumpft und ins Quantenreich befördert, einem buchstäblichen Mikrokosmos, dem man von selbst nicht wieder entrinnen kann. Wäre der Schlamassel nicht schon groß (oder klein) genug, bekommt es die Truppe dort mit dem Weltenzerstörer Kang (Jonathan Majors: ein willkommener Neuzugang) zu tun, der das Universum ins Verderben stürzen möchte.
Im dritten Soloabenteuer müssen Ant-Man und Konsorten den alltäglichen Schabernack aus San Francisco gegen eine fremde Welt eintauschen. Diese überwältigende Miniaturgalaxie wirkt visuell angelehnt an diverse Sci-Fi-Seifenopern. Ob "Star Trek", "Krieg der Sterne" oder "Dune": Die Einflüsse liegen auf der Hand. Tricktechnisch kann man dem Glanz der Vorbilder aber nicht das Wasser reichen, die überdigitalisierten Greenscreen-Kreationen sorgen bisweilen für Ernüchterung.
Ein Glück, dass immerhin der gewohnt mit einem Augenzwinkern servierte Humor zu zünden weiß. Die gut aufgelegte Besetzung hält ein paar angemessen wahnwitzige Pointen parat. In einem amüsanten Kurzauftritt darf sogar Komiker Bill Murray seinen eigensinnigen Grantlercharme zum Besten geben. Aktuell mag die gut geölte Marvel-Maschinerie noch zu unterhalten, doch der kreative Zenit scheint bald erreicht. Größer ist nämlich nicht immer automatisch besser – selbst in Miniaturausführung.
Christian Pogatetz