Bill Lawrence beherrscht das Format der Dramedy wie kaum ein zweiter. Mit „Scrubs“ beglückte er die Fernsehlandschaft einst mit einer der archetypischen Ärzteserien schlechthin. In den letzten Jahren erschuf er mit dem schwungvollen Möchtegern-Fußballtrainer „Ted Lasso“ eine weitere Figur mit mächtigem Kultpotenzial. Nach dem Welterfolg von „Ted Lasso“ steht schon die zweite Zusammenarbeit zwischen Lawrence und Streaming-Anbieter Apple TV+ in den Startlöchern. Und diese kommt mit einer wahrlich starträchtigen Besetzung daher.
„Shrinking“ (Apple TV+) erzählt vordergründig vom Therapeuten Jimmy (Jason Segel: mit authentisch schmerzverzerrter Miene), der nach dem Ableben seiner Frau nicht weiß, wohin der ganze Trauerschmerz wandern soll. Der Draht zur eigenen Tochter ist verloren gegangen, Nachbarin Liz (Christa Miller) muss immer wieder als Ersatzmutter herhalten und Jimmy belästigt seinen Arbeitgeber, den alternden Paul (Superstar Harrison Ford in seiner erst zweiten TV-Rolle), fortwährend mit privaten Problemen. In einer Kurzschlussreaktion entschließt er sich, seinen Patienten und Patientinnen ungefiltert die Meinung zu sagen. Eine Entscheidung, die sein gesamtes Leben auf den Kopf stellt – im Guten wie im Schlechten.
Der Auftakt der Serie verspricht eine charmante Mischung aus tiefgreifender Charakterstudie und lebensbejahender Feel-Good-Comedy. So richtig scheint die Serie bislang aber noch keine vollends stimmige Balance zwischen der Komik und dem tragischen Unterboden gefunden zu haben. Die humoristisch angehauchten Momente wissen zu amüsieren (Harrisons Ford überrascht in der Rolle des Grantlers mit weichem Herz durch großartiges Timing), das in Schmalz gebadete Drama wirkt ausbaufähig. Ein Besuch beim deprimierten Therapeuten lohnt aber dennoch, da lassen sich gar die Rezeptgebühren am Rande verschmerzen.
Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)
"Shrinking" ist auf Apple TV+ zu sehen.
Christian Pogatetz