Er war „Unholy“, also unheilig, dann singt er von „Gloria“, also vom Ruhm, dem Glanz und der Herrlichkeit, aber wie ein roter Faden zieht sich der Wunsch im ersten Song durch dieses Album: „Love me more“. Und mit Liebe meint Sam Smith vor allem die Selbstliebe, die es ihm erst ermöglicht, andere in sein Herz zu lassen.
Klingt ganz nach Kalenderspruch, ist es oft auch. Doch erstaunlicherweise schafft es der britische Musiker, der sich 2019 als nichtbinäre Person outete, auf dem neuen Album „Gloria“ dennoch, trotz astreinem Pathos-Pop nicht in die Peinlichkeit abzugleiten.
Denn es ist guter Pathos-Pop, den er liefert. Kollegin Beyoncé hat Smith’ Stimme mit Butter verglichen: weich, satt und sündhaft gut. Das Debüt „The Lonely Hour“ (2014) verkaufte sich neun Millionen Mal und bescherte dem damals 22-Jährigen vier Grammys. Es folgten „The Thrill of it all“ und „Love goes“. Ein Brit Award wurde Smith 2021 wegen der damals noch binären Kategorien verwehrt.
Selbstsuche und -findung, Ängste und Zweifel, Beziehungschaos. Das sind die großen Themen, die das Album dominieren. Doch zum Glück sind die Songs stark genug, um die Anliegen zu transportieren. Musikalisch ist Smith noch immer im cremigen Pop-Soul verwurzelt, die Atmosphäre in den 13 Songs – der letzte im Duett mit Ed Sheeran – schwankt zwischen Dancehall und Kirchenschiff. Das mit dem „Love me more“ wird kein Problem mehr sein nach diesem Album.
Albumtipp: Sam Smith. Gloria. Universal Music.