Das Burgtheater hat es mit zwei Arbeiten unter die zum 60. Berliner Theatertreffen eingeladenen "zehn bemerkenswerten Inszenierungen" des vergangenen Jahres geschafft: Sowohl die Handke-Uraufführung "Zwiegespräch" durch Rieke Süßkow als auch die erst vor wenigen Tagen erfolgte Uraufführung einer Dramatisierung des Maria-Lazar-Romans "Die Eingeborenen von Maria Blut" durch Lucia Bihler wurde eingeladen. Das Theatertreffen findet heuer vom 12. bis 28. Mai statt.

Zwei weitere Theaterschaffende aus Österreich haben es mit ihren Produktionen in die heute von der Jury präsentierte Auswahl geschafft: Die Choreografin Florentina Holzinger ist mit "Ophelia's Got Talent" (der Abend hatte an der Volksbühne Berlin Premiere und wird von Tanzquartier und Volkstheater im April in Wien gezeigt), der aus Vorarlberg stammende Regisseur Philipp Preuss mit seinem Dessauer "Hamlet" eingeladen. Im Vorjahr war das Volkstheater Wien mit dem Jandl-Abend "humanistää! eine abschaffung der sparten" und der Koproduktion "All right. Good night." in der Zehnerauswahl.

Die sieben Jurymitglieder Eva Behrendt, Janis El-Bira, Valeria Heintges, Sabine Leucht, Petra Paterno ("Wiener Zeitung"), Katrin Ullmann und Sascha Westphal sichteten im Zeitraum vom 29. Jänner 2022 bis 20. Jänner 2023 insgesamt 461 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zwei Einladungen gingen auch an das Schauspielhaus Bochum, je eine an die Münchner Kammerspiele, das Residenztheater München, das Theater Basel und das Deutsche Theater Berlin. Die im Jahr 2020 eingeführte Frauenquote von mindestens 50 Prozent in der Regieposition werde bis 2024 verlängert, hieß es.

Das neue Leitungsteam aus Polen, der Ukraine und Deutschland (Olena Apchel, Marta Hewelt, Carolin Hochleichter und Joanna Nuckowska) gab auch einen ersten Ausblick auf weitere geplante Programmformate. Ausgehend von der Fragestellung "Who has the privilege to not know ...?" widmet sich das Theatertreffen 2023 "insbesondere gesellschaftlichen Prozessen und politischen Veränderungen, die das Theater heute prägen", hieß es in einer Aussendung. Unter dem Titel "10 Treffen" sollen mit "Veranstaltungen und künstlerischen wie diskursiven Interventionen neue Resonanzräume für das traditionsreiche Festival auf europäischer Ebene eröffnet" werden. Dabei geht es etwa unter "Responsibility" um den Ukrainekrieg, unter "Solidarity" um die belarussische Protestbewegung und die politische Repression durch das Lukaschenko-Regime. Das "Herstory"-Treffen thematisiert pazifistischen Feminismus, das "Emptiness"-Treffen bietet "einen Raum der Reflexion und der Ruhe".