Der Medienkonzern Axel Springer wird sich im Zuge der künftigen Struktur seiner deutschen Marken "Bild" und "Welt" auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner sagte im Interview der dpa auf die Frage, ob es Entlassungen bei den beiden Marken geben werde: "Personalumschichtung auf jeden Fall. An der einen Stelle wird es weniger, an der anderen mehr. Das bedeutet auch Trennungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern."
Eine Größenordnung und den Zeitpunkt nannte er nicht. Seit September wurden die Strukturen des deutschen Mediengeschäfts vor dem Hintergrund des beschleunigten Wandels in der Branche überprüft. Die Auflagen von gedruckten Zeitungen gehen seit Jahrzehnten zurück, das Digitalgeschäft gewinnt für den Konzern auch abseits von Journalismus an Bedeutung.
Döpfner sagte: "Wir müssen sicherstellen, dass jedes Geschäft für sich genommen wirtschaftlich gesund ist und bleibt." Weltweit beschäftigt Springer nach eigenen Angaben 3400 Journalisten, davon einen immer größeren Teil in den USA. Im Konzern, der auch digitales Jobbörsen- und Immobiliengeschäft betreibt, arbeiten aktuell rund 18.000 Mitarbeiter.
Erst kürzlich fuhr der Konzern mit Sitz in Berlin das Programm des noch jungen Fernsehkanals Bild TV wieder deutlich zurück. Döpfner führte aus: "Dieses hochambitionierte Nachrichtensenderkonzept war im Rückblick nicht die richtige Idee." Er sei ein großer Befürworter ambitionierter Ideen. "Aber es braucht dann auch die nötige Selbstreflexion, um schnell den Kurs zu korrigieren, wenn sich eine Idee in eine falsche Richtung entwickelt." Der TV-Kanal startete im August 2021, die Zuschauerquoten blieben hinter den Erwartungen zurück.
Während Springer vor allem auf Wachstum im USA-Geschäft setzt, will Döpfner zugleich an "Bild" als größter deutscher Boulevardmarke festhalten. Auf die Frage, ob es vorstellbar sei, sich von "Bild" zu trennen, antwortete der 60-Jährige: "Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. 'Bild' ist Teil der DNA von Axel Springer."
Perspektivisch will Springer ein Medienunternehmen ohne gedruckte Zeitungen werden. "Mein Ziel ist, die digitale Transformation zu vollenden und aus Axel Springer ein reines Digitalunternehmen zu machen", erläuterte Döpfner, der den Konzern seit 2002 als Vorstandschef führt. Einen genauen Zeitpunkt nannte der 60-Jährige nicht. "Wann, weiß ich nicht. Aber es ist völlig klar, dass es eines Tages keine gedruckte 'Bild'-Zeitung, keine gedruckte 'Welt' und überhaupt keine gedruckte Zeitung mehr im Hause Axel Springer geben wird. Außer vielleicht Sondereditionen."
Zum Personalwirrwarr in der "Bild"-Chefredaktion und zum künftigen Co-Chefredakteur Robert Schneider, der bisher "Focus"-Chefredakteur war, sagte Döpfner: "Wir freuen uns sehr auf ihn. Wann er genau kommt, wissen wir noch nicht, weil Burda zunächst über seine Nachfolge entscheiden muss."
Medien hatten berichtet, dass Springer von Schneider einen Drogentest fordere. Döpfner kritisierte: "Dass wir für bestimmte Führungspositionen wie viele andere international tätige Unternehmen auch bestimmte Einstellungsvoraussetzungen definieren – dazu kann dann auch ein Drogentest gehören – das ist das eine. Aber die Art und Weise, wie das öffentlich thematisiert wurde, war schon ein ziemlich beispielloser Angriff auf die Persönlichkeit des Betroffenen." Die Drogentest-Praxis im Haus sei eine "neue, international immer üblichere Entwicklung".
Auf den Skandal zum entlassenen Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt um Vorwürfe des Machtmissbrauchs, die dieser zurückwies, äußerte sich der Springer-Chef im Interview nicht mehr detailliert: "Wir haben, was die kulturelle Entwicklung bei Bild betrifft, viel gelernt und verändert. Ansonsten könnte ich nur das wiederholen, was wir so oft schon gesagt haben. Und das möchte ich nicht mehr. Wir haben damit abgeschlossen und das ist nach zwei Jahren auch legitim."