Am Tag, nachdem bekannt wurde, dass Schauspieler Florian Teichtmeister sich am 8. Februar wegen des Besitzes von 58.000 kinderpornografischer Dateien vor Gericht verantworten muss, fokussieren die heimischen Medien in ihrer Berichterstattung nicht zuletzt darauf, dass es seit Längerem Gerüchte zur Causa in der Branche gegeben habe. Zugleich macht man sich Gedanken zu den Auswirkungen auf die Chancen des Auslandsoscar-Kandidaten "Corsage", in dem Teichtmeister zu sehen ist.

So referenziert die "Kronen Zeitung" auf eigene, frühe Berichte: "Bereits im Oktober 2021 berichtete die 'Krone', dass gegen einen preisgekrönten Schauspieler u.a. wegen Körperverletzung, Drogenmissbrauch und des Besitzes von Kinderpornos ermittelt wird." Auch der "Kurier" schlägt in dieselbe Kerbe: "Schon lange kursierten Gerüchte um Teichtmeister, Konsequenzen gab es jedoch keine. [...] Die Frage, wie das Burgtheater, der ORF und die gesamte Kulturbranche auf die bisherigen Gerüchte um Teichtmeister hätte reagieren sollen oder können, wird erwartungsgemäß noch Thema sein und werden." 

Kušej: "Bezeichnete es als Racheakt"

Gegenüber der APA unterstrich Burgtheater-Direktor Martin Kušej, dass man Florian Teichtmeister sofort zu einem Gespräch einbestellt habe, nachdem erste Berichte über einen Burgschauspieler auftauchten und man hausintern Teichtmeister als den Betreffenden eruiert habe. "Teichtmeister wurde von der Direktion mit den Vorwürfen konfrontiert und hat diese allesamt glaubhaft bestritten", so Kušej. Es habe eine umfassende Erhebung gegeben, die überdies Gespräche mit der Ensemblevertretung und anderen Mitgliedern des Ensembles umfasste: "Diese Gespräche haben aber zu keinen Anhaltspunkten für die nunmehr gestandenen Taten geführt." Teichtmeister habe die Vorhaltungen als Racheakt seiner Ex-Lebensgefährtin bezeichnet.

Arbeitsrechtliche Schritte habe man anhand von nicht zu verifizierenden Gerüchten nicht setzen können. "Die Direktion ist diesen Gerüchten im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nachgegangen, konnte diese aber nicht erhärten. Für arbeitsrechtliche Schritte gegen Florian Teichtmeister im Sinne einer vorzeitigen Beendigung des Dienstverhältnisses hat es keine Grundlage gegeben." Das Burgtheater hatte am Freitag nach Bekanntwerden der Umstände umgehend eine fristlose Entlassung aus dem Ensemble gegen Teichtmeister ausgesprochen. An der Frage, wie genau man mit den in nächster Zeit ursprünglich geplanten Abenden umgehe, an denen Florian Teichtmeister hätte auftreten sollen, werde noch gearbeitet: "Wir bemühen uns intensiv, rasche Lösungen für Spielplan und Besetzungen zu erarbeiten."

Mayer zeigt sich "erschüttert"

"Zutiefst erschüttert" zeigte sich Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, die von "schockierenden" Medienberichten spricht: "Derartiges Verhalten hat in den Bundestheatern keinen Platz, genauso wenig wie in Kunst und Kultur allgemein sowie in allen anderen Gesellschaftsbereichen." Und sie betont, dass das Ministerium die Bundestheater-Holding mit der "Erstellung einer umfassenden Chronologie der Informationsflüsse im Konzern" beauftragt hat, "um sicherzustellen, ob hier auf allen Ebenen korrekt und mit der nötigen Sorgfalt gehandelt wurde. Diese Prozesse werden auch einer Prüfung durch einen externen Gutachter unterzogen."

Die Wiener FPÖ nutzte die Causa zu einem Rundumschlag. "Der Umgang mit der Causa Teichtmeister ist bezeichnend für die Doppelzüngigkeit und Verlogenheit der linken Kulturschickeria", betonten am Samstag in einer Aussendung Klubobmann Maximilian Krauss und Kultursprecher Stefan Berger: "Abseits der strafrechtlichen Komponente gibt es eine moralische Verantwortung für die Mitwisser aus ORF und der Wiener Theaterlandschaft."

Einig sind sich die meisten medialen Kommentatoren darin, dass mit Bekanntwerden der Affäre die Schauspielkarriere von Florian Teichtmeister ihr Ende gefunden hat. "Bisher galt der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister als Publikumsliebling – mehr als 20 Jahre lang konnte man ihn auf Bühnen oder im Fernsehen sehen, nun wird sich vieles ändern", ist sich "Die Presse" sicher. Und auch "Kleine"-Kulturchefin Ute Baumhackl fand deutliche Worte: "Tragbar ist er auf der Bühne nicht mehr. Detto im TV."

Auswirkungen auf "Corsage"

Nicht zuletzt sehen die Tageszeitungen massive Auswirkungen der Causa auf die Oscar-Chancen von Marie Kreutzers Sisi-Drama "Corsage". Hier hatte der zuständige Fachverband am Freitagabend gegenüber der APA betont, dass man das weitere Vorgehen über das Wochenende besprechen werde.

"Die Anklage gegen Teichtmeister macht auch wohl die besten Chancen auf eine Oscar-Nominierung zunichte, die Österreich seit Langem hatte", so etwa der "Kurier".