Im Burgtheater sollte er ab Mittwoch wieder auf der Bühne stehen: in Daniel Kehlmanns „Nebenan“. Mit der Kinderpornografie-Anklage gegen Florian Teichtmeister muss das Stück nun wohl zurückgezogen werden. Nicht als einziges: Bis Ende Jänner hätte der 43-Jährige auch in Shakespeares „Der Sturm“ und Oscar Wildes Komödie „Bunbury“ tragende Rollen verkörpern sollen. Sie aus dem Repertoire zu nehmen oder kurzfristig umzubesetzen: ein Super-GAU für das künstlerisch und auslastungsbezogen zuletzt bedrängte Theater.
Seiner fristlosen Entlassung ist der Schauspieler offenbar zuvorgekommen: Am Freitag hat er seinen Vertrag freiwillig aufgelöst. Auch wenn für Teichtmeister die Unschuldsvermutung gilt, tragbar ist er auf der Bühne nicht mehr. Detto im TV: Der ORF kündigte an, man werde Formate mit Teichtmeister vorerst nicht mehr zeigen. Das betrifft etwa die Krimireihe „Die Toten von Salzburg“, in der er neun Folgen lang den Ermittler Peter Palfinger verkörperte.
Daneben dürfte Teichtmeister jede Oscar-Chance für Marie Kreutzers gefeiertes Sisi-Drama „Corsage“ vernichtet haben – gerade einmal zehn Tage vor Bekanntgabe der endgültigen Nominierungen. Der Film, in dem er Kaiser Franz Joseph verkörpert, wurde mittlerweile auch in den heimischen Cineplexx-Kinos gestoppt.
Wie immer der Prozess gegen ihn ausgehen wird: Die Fortführung dieser Schauspielkarriere ist unrealistisch. Dabei schien sie bis zu den Enthüllungen am Freitag beispielhaft: Schon als Student des Reinhardt-Seminar stand der Wiener auf der Bühne des Volkstheaters, ab 2005 war er fix an der Josefstadt engagiert, 2019 wechselte er ins Ensemble des Burgtheaters, zu dessen Stars er seither zählte. Künstlerische Vielseitigkeit bewies der zweifache Nestroy-Preisträger nicht nur in großen Bühnenrollen, sondern auch in TV-Formaten von „Tatort“ bis „Vienna Blood“, im Kino war Teichtmeister erst jüngst als Vater in Ruth Maders Schuldrama „Serviam“ zu sehen. Vermutlich seine letzte große Rolle.
Ute Baumhackl