Der US-Autor Bret Easton Ellis, geboren 1964 in Los Angeles, wird bis heute in erster Linie mit einem Roman in Verbindung gebracht, der ihn berühmt machte und der bis an die Grenzen der Zumutung ging: "American Psycho" erschien in den USA 1991 und wurde Deutschland von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. Nachdem der deutsche Verlag des Buches, Kiepenheuer & Witsch, dagegen geklagt hatte, hob das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen die Indizierung im Februar 2001 auf.
Protagonist und Ich-Erzähler des Romans ist der Wallstreet-Yuppie Patrick Bateman, der ein kostspieles Apartment bewohnt, teure Designer-Anzüge trägt und pausenlos Videofilme konsumiert. Doch hinter dieser Fassade verbirgt Bateman ein zweites Leben, von dem seine Bekannten nichts ahnen: Er versucht, die permanente Leere in seinem Leben, das er selbst als bedeutungslos ansieht, mit Sex, Gewalt und Mord zu füllen.
American Psycho zeigt das böse Gesicht eines amoralischen Materialismus. Offen bleibt die Frage, ob die sich ständig steigernden Gewaltexzesse real sind, oder ob sie nur in der psychotischen Phantasie des Protagonisten stattfinden. 2000 wurde der Roman unter der Regie von Mary Harron unter gleichem Namen verfilmt. Die Rolle des Patrick Bateman wurde von Christian Bale verkörpert. Weitere Darsteller waren Willem Dafoe, Jared Leto und Reese Witherspoon.
"American Psycho" machte Ellis zum Kultautor - mit allen Schattenseiten des Ruhms. Die Drogenexzesse nahmen zu. Auf Lesetouren begleitete ihn, im Auftrag seines Verlages, ein Aufpasser, um Ellis' Drogenkonsum einzudämmen. Es folgten mehrere autobiografisch grundierte Bücher, 2019 veröffentlichte Ellis mit "White" sein erstes nonfiktionales Buch, in dem er provokant eine fehlende Debattenkultur, übermäßige politische Korrektheit und die Selbstgerechtigkeit wohlhabender Liberaler kritisiert.
Lesen Sie bitte hier die Kritik zum Essayband "White":
Der neue Roman als "triumphale Rückkehr"
Als "triumphale Rückkehr" feiern vor allem britische Medien den neuen Roman "The Shards" von Bret Easton Ellis, der am 17. Jänner weltweit erscheint. Auch dieser Roman ist autobiografisch inspiriert. Ellis erzählt darin eine traumatische Geschichte, wie sein deutscher Verlag Kiepenheuer & Witsch ankündigt: Während der Schulzeit des Autors sei ein Serienmörder in Los Angeles eine Bedrohung für die Jugendlichen gewesen. Darum geht es in dem Buch, dessen Protagonist der 17-jährige Bret ist. Fakten und Fiktion vermischen sich zu einer faszinierenden, beklemmenden Story.
Zum Inhalt: Der siebzehnjährige Bret ist in der Oberstufe der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, und kann dennoch nicht verhindern, dass Robert Teil seiner Freundesgruppe wird. Als der Trawler, ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Doch wie zuverlässig ist Bret als Erzähler?
In "The Shards" lotet Ellis das emotionale Gefüge von Brets Leben als 17-Jähriger aus. Sex und Eifersucht, Besessenheit und mörderische Wut ergeben eine explosive Gemengelage.
Buchtipp: Bret Easton Ellis. The Shards. Kiepenheuer & Witsch. 736 Seiten, 28. Euro. Erscheint am 17. Jänner.