Das neue Jahr bringt zahlreiche neue Köpfe an der Spitze österreichischer Kulturinstitutionen, wobei in Graz gewissermaßen kein Stein auf dem anderen bleibt. Am Schauspielhaus folgt die deutsche Allrounderin Andrea Vilter auf die ans Deutsche Theater Berlin wechselnde Intendantin Iris Laufenberg. Dafür kommt der deutsche Dramaturg Ulrich Lenz, der lange an Barrie Koskys Komischer Oper Berlin wirkte, als Nachfolger von Nora Schmid an die Grazer Oper. Schmid und ihr Vize Jörg Rieker wechseln an die Semperoper Dresden. Mit dem Griechen Vassilis Christopoulos ist auch schon Ersatz für den scheidenden Chefdirigenten Roland Kluttig gefunden. Aber nicht alles wird neu bei den Bühnen: Michael Schilhan, erfolgreicher Langzeitintendant des Kinder- und Jugendtheaters Next Liberty, wurde bis 2028 verlängert. Heuer noch ausgeschrieben wird die Geschäftsführung der Bühnen-Holding, seit 2014 mit Bernhard Rinner besetzt.
Wolfgang Muchitsch, langjähriger Leiter des Universalmuseums Joanneum, wurde nicht wiederbestellt, seit Jahresanfang ist der Slowene Marko Mele im Amt. Die kaufmännische Leitung, bisher in den Händen von Alexia Getzinger, wurde ein zweites Mal ausgeschrieben, derweil Getzinger interimistisch beim Tierpark Herberstein landet. Auch die Leitung des Grazer Kunsthauses wurde neu besetzt. Hier hat dieser Tage bereits die Slowenin Andreja Hribernik übernommen.
Für das zweitgrößte heimische Filmfestival, die Diagonale, sind ab der Ausgabe 2024 "Der Standard"-Filmkritiker Dominik Kamalzadeh und die Kuratorin Claudia Slanar verantwortlich. Sie folgen im Juni 2023 auf Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, die ihre doch recht erfolgreiche Intendanz freiwillig beendet haben.
In Kärnten wird eine neue Intendanz für das Musikfestival Carinthischer Sommer gesucht. Das Programm für die Saison 2023 wird das letzte von Holger Bleck sein. Bewerbungen sind noch bis 8. Jänner möglich. Geboten wird ein Fünf-Jahres-Vertrag mit "branchenüblichem Gehalt" (mindestens 6000 Euro brutto monatlich) sowie die "Möglichkeiten zu Nebenbeschäftigung". Noch bis 17. Jänner läuft die Ausschreibung für das kürzlich wiedereröffnete Landesmuseum für Kärnten – das sogenannte kärnten.museum. Gesucht werden zwei "herausragende Führungspersönlichkeiten" für die kaufmännische und wissenschaftliche Leitung. Der aus dem Joanneum ausgeschiedene Muchitsch hat bereits sein Interesse bekundet.
Rochaden in der Bundeshauptstadt
In Wien steht vieles vor dem Umbruch. Während Martin Kusej im kommenden Herbst seine letzte Saison an der Burg beginnt, bevor der Schweizer Stefan Bachmann mit der Spielzeit 2024/25 übernimmt, werden in drei Wiener Mittelbühnen die Weichen bereits ab der Spielzeit 23/24 neu gestellt: Ein Vierer-Team leitet künftig das Schauspielhaus Wien, das Werk X übernimmt Esther Holland-Merten. Neu ist auch die Leitung des Dschungel Wien: Anna Horn übernimmt von Corinne Eckenstein, die sich nicht mehr beworben hatte.
Christophe Slagmuylder, der die Wiener Festwochen vorzeitig Richtung Brüssel verlässt, programmiert seine letzte Ausgabe als Intendant des Festivals. Die Kür seiner Nachfolge wird für Anfang Februar erwartet.
Das Heeresgeschichtliche Museum hat nach langer Suche mit dem Historiker Georg Hoffmann einen neuen Direktor. Amtsinhaber M. Christian Ortner wurde nach 17 Jahren nicht wiederbestellt. Für die Kunsthalle Wien wird nach der umstrittenen Entscheidung, das gegenwärtige Leitungsteam, das Zagreber Kollektiv "What, How & for Whom" nicht zu verlängern, eine neue künstlerische Leitung gesucht. Eine Entscheidung soll im März fallen.
Auch die Universität für angewandte Kunst in Wien soll mit 1. Oktober eine neue Leitung erhalten, nachdem sich Langzeit-Rektor Gerald Bast nicht mehr beworben hat. Vakant ist außerdem die Leitung des Arnold Schönberg Centers, nachdem die bisherige Leiterin Angelika Möser die künstlerische Verantwortung des ORF-Radiosymphonieorchesters übernommen hat.
Die Salzburger Festspiele haben eine neue Schauspielchefin gefunden: Die nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine geflüchtete russische Theatermacherin Marina Davydova wird am 1. Oktober Bettina Hering ablösen, die das Festival nach sieben Jahren verlässt.
Im Museum der Moderne Salzburg übernimmt der Kunsthistoriker Harald Krejci die Leitung. Seine Position als Chefkurator des Belvedere in Wien wird mit Luisa Ziaja besetzt. Der Kunsthistoriker Stephan Koja wechselt mit April von der Dresdner Gemäldegalerie an die Spitze der Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein in Wien und Vaduz.
Auch in den restlichen Bundesländern tut sich demnächst einiges: Irene Girkinger wechselt von den Vereinigten Bühnen Bozen an die Spitze des Tiroler Landestheaters und Schauspieler Gregor Bloéb verantwortet als neuer Leiter seine erste Saison der Tiroler Volksschauspiele Telfs.
Die Tiroler Landesmuseen begeben sich auf die Suche nach einer neuen Geschäftsführung, nachdem Peter Assmann im Oktober überraschend abgetreten hatte. Im niederösterreichischen Klosterneuburg tritt Nina Ansperger das Amt als künstlerische und wissenschaftliche Leiterin des museum gugging an. Sie folgt Museumsgründer Johann Feilacher.