Das Personalkarussell dreht sich samt fröhlichem Besetzungsratespiel in die Verlängerung:
- Der Aufstieg von „Presse“-Journalistin Anna Thalheimer zur Chefredakteurin des „profil“ lässt die Herausgeberschaft offen.
- Ingrid Thurnher leitet interimistisch den ORF Niederösterreich, während eine Kommission Vorwürfe gegen Landesdirektor Robert Ziegler prüft.
- Die „Wiener Zeitung“ verliert Walther Hämmerle als Chefredakteur und erhält für die wohl letzten tagesaktuellen Ausgaben keinen neuen.
- Florian Asamer führt interimistisch die „Presse“, wo ebenfalls neben der Chefredakteurs- die Herausgeberfrage zu klären ist.
- Der ORF-Sport braucht einen neuen Leiter. Auch der zurückgetretene TV-Chefredakteur Matthias Schrom wird dafür genannt.

Je mehr Namen im Spiel sind, desto weniger geht es um die Sache: Die Begutachtungsphase für das neue Gesetz zur Presseförderung ist mit 187 Stellungnahmen zu Ende gegangen. Der ORF harrt auf zeitgemäße Entwürfe zur Finanzierung und Digitalisierung. Vorerst rechnet er mit 130 Millionen Euro Verlust. Unterdessen unterstützt die Privatrundfunkförderung TV und Radio mit 19 Millionen Euro.

Noch brisanter als dieses Wechselspiel mit der Politik sind offene Eigentümerfragen: Das beginnt bei „Krone“ und „Kurier“ (dem das „profil“ gehört): An ihnen hält indirekt der Tiroler Investor René Benko rund 24 Prozent. Für die seinem Konzern gehörende Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wurde ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren beantragt. Es ist unklar, ob diese Probleme sich auf andere Beteiligungen auswirken. Bei ServusTV, einer hundertprozentigen Tochter von Red Bull, herrscht Verunsicherung infolge des Tods von Gründer Dietrich Mateschitz. Für die Befürchtung, dass die Nachfolger den Geldhahn abdrehen, gibt es Millionen Argumente. Bei Puls4 und ATV steigt die Sorge über den größten Gesellschafter ihres Mutterkonzerns ProSiebenSat.1. MFE, die Holding von Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat den „Erwerb von faktischer alleiniger Kontrolle“ über Deutschlands größte Privat-TV-Kette bei Österreichs Wettbewerbsbehörde angemeldet. Noch wird gerätselt, ob dies mehr als eine Absichtserklärung ist.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder warnt vor einer solchen „Machtübernahme“ als „Katastrophe für den Medienstandort“. Österreichs Medienministerin Susanne Raab schweigt zu fast allem. Nicht nur Mateschitz, Benko und Berlusconi waren und sind ihr eine Nummer zu groß.