Das Gerücht über diesen Kandidaten hielt sich in der Filmbranche hartnäckig. Heute wurde es von der Diagonale in einer Aussendung offiziell bestätigt – mitsamt seiner Co-Intendanz: Ab Juni 2023 übernehmen die beiden Wiener Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh die kaufmännische und künstlerische Leitung der Diagonale. Das Duo, das sich gemeinsam beworben hat, verantwortet das Festival des Österreichischen Films in Graz demnach von 2024 bis 2027, eine Wiederkandidatur ist möglich. Nur zehn Bewerbungen gab es für diese Intendanz, allesamt kamen aus Österreich und Deutschland. Drei Kandidatinnen und Kandidaten wurden zum persönlichen Hearing eingeladen.

Vorschusslorbeeren für vielversprechende Festivaldramaturgie

Das designierte Intendanten-Duo kennt die Diagonale seit Langem: Claudia Slanar, 1972 in Wien geboren, gehört seit 2015 der Diagonale-Auswahlkommission für den Wettbewerb im Bereich Innovatives Kino an – auch für die kommende Ausgabe im nächsten Jahr. Sie studierte Kunstgeschichte in Wien, Aestetics and Politics sowie Creative Writing am California Institute of the Arts, unterrichtete an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland und ist Autorin sowie Mitherausgeberin. Seit 2017 programmierte und administrierte sie u.a. auch das Blickle Kino im Belvedere 21.

Dominik Kamalzadeh, geboren 1973 in Wien, arbeitet seit 1998 als Filmkritiker und ist aktuell Kulturredakteur der Tageszeitung "Der Standard" sowie Teil der Redaktion der Filmzeitschrift kolik.film. Er ist auch als Kurator u.a. für "Crossing Europe" oder das Arsenal in Berlin tätig. Seit 2022 ist er zudem Mitglied der Auswahlkommission der Duisburger Filmwoche. Kamalzadeh veröffentlichte Beiträge in Filmanthologien wie "Österreich real" oder "Picturing Austrian Cinema" und ist Co-Autor des 2013 gemeinsam mit Michael Pekler verfassten Buches "Terrence Malick".

Bestehendes hinterfragen, Experimente wagen

"Gerade in einer Zeit kultureller Umbrüche dienen Veranstaltungen wie die Diagonale als essenzieller Kompass durch die hiesige Filmkultur und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, Bestehendes zu hinterfragen und Experimente zu wagen", erklären Slanar und Kamalzadeh in einer ersten Stellungnahme. Gemeinsam mit einem motivierten Team möchten sie "die Diagonale als zentralen Ort der Auseinandersetzung mit filmischen Formen und den damit verbundenen politischen Dynamiken weiter ausbauen und ebenso auf eine Intensivierung des Austauschs mit ausländischen (Branchen-)Gästen sowie lokalen Partnerinnen und Partnern setzen".  Den Enthusiasmus ihrer Vorgänger wollen sie "weitertragen".

Leiten seit 2016 die Diagonale: Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber
Leiten seit 2016 die Diagonale: Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber © Diagonale/Reiser

Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger leiten das Festival seit 2016, sie hatten im Zuge dieser Pandemie noch um ein Jahr verlängert, sich aber nun nicht noch einmal beworben. Die Diagonale-Ausgabe 2022 zählte mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher. Erstmals wurde der Eröffnungsfilm "Sonne" von Kurdwin Ayub zeitgleich zur List-Halle auch in ausgewählten Kinos in ganz Österreich gezeigt, zum zweiten Mal wurde die List-Halle an zwei Tagen hintereinander zum temporär größten Kinosaal des Landes arrangiert. Das Festival von 21. bis 26. März 2023 in Graz wird ihr letztes sein.

Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) gratulierte dem neuen Intendantenduo per Aussendung. Mit Slanar und Kamalzadeh habe man "zwei exzellente Branchenkenner" für die Festivalleitung gefunden, die auch bestens vernetzt seien. Der Politiker zeigte sich überzeugt davon, "dass sie die Erfolgsgeschichte der Diagonale in Graz fortschreiben und um viele bemerkenswerte Kapitel erweitern werden".