Vor 17 Jahren mussten sie "Durch den Monsun" gehen und besingen nun in ihrem neuen und bereits sechsten Album ("2001") ihre Vergangenheit und das Jahr ihrer Gründung: Die Rede ist von Tokio Hotel, der deutschen Band, die mit ihrem Debütalbum "Schrei" (2005) kreischende Teenagermädchen vor Begeisterung in Ohnmacht fallen ließ und zum Weinen sowie Ausrasten brachte. Und das auf der ganzen Welt – einige Fans lernten damals sogar extra Deutsch, um die Texte, die sie inbrünstig mitsangen, auch zu verstehen.
Am Freitag hat die Band rund um die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz ihre neue – größtenteils mit englischen Texten gefüllte – Platte "2001" veröffentlicht und huldigt damit auch dem Grundstein ihres Erfolges mit "Durch den Monsun 2020". Dieser Song, der vor zwei Jahren erschienen ist, ist das erste Lied auf der Scheibe. Es ist eine Neuversion des 2005 erschienenen Erfolgssongs, elektronisch angehaucht und sanfter als das Original.
Beim Hören von "2001" darf man nämlich nicht ausschließlich den typischen Tokio-Hotel-Sound ihrer frühen Jahre erwarten. Es geht schon auch zurück zum musikalischen Ursprung der Band, zeigt aber auch neue Facetten und den Reifeprozess der mittlerweile über 30-Jährigen. Weniger Rock, mehr Pop, Elektro und sanfte Balladen. Fröhliche Songs gibt es seit jeher eigentlich keine. Nur "Smells Like Summer" ist ein Ausreißer, der beim Zuhören durchaus positive Schwingungen mitgibt. Zusammenfassend erklärt Bill Kaulitz: "Es ist ein ziemlich buntes Album mit den besten Songs aus den letzten fünf Jahren."
Der erste Lockdown war es, der die vier Musiker – die Kaulitz-Brüder Bill (Gesang) und Tom (Gitarre) sowie Schlagzeuger Gustav Schäfer und Bassist Georg Listing – wieder räumlich zusammenbrachte und gemeinsam musizieren ließ. "Wir sind mit gebrochenen Herzen zurück ins Studio gegangen. Das einzig Gute daran war, dass wir endlich genug Luft hatten, auch wieder zu viert einfach rumzuhängen." Sie verbrachten viel Zeit miteinander und konnten wieder kreativ werden. "Zum ersten Mal seit Langem fühlte es sich wieder ein bisschen an wie damals, vor über 20 Jahren", erzählt Kaulitz weiter.
"Dieses Gefühl haben wir mitgenommen – in alle Sessions, durch viele Studios in Berlin und L.A." Die gebürtigen Magdeburger Brüder leben nämlich seit einiger Zeit in Los Angeles, ihre Bandkollegen sind nach wie vor in Deutschland angesiedelt.
Und "When We Were Younger" ist ein Lied, das eben genau von dieser musikalischen Fernbeziehung der vier Männer handelt. Darin besingen sie melancholisch ihre Freundschaft, die trotz der Distanz und der vielen Jahre immer bestehen bleibt. Auch die Themen wie Liebeskummer, Einsamkeit und das Gefühl, nie irgendwo richtig ankommen zu können, finden in den 16 Titeln ihren Platz.
Daniela Winkler