Auch wenn der letzte Festivaltag erst zu Allerheiligen begangen wird, feierte die Viennale bereits am Montagabend ihre Abschlussgala – und freute sich über die Bilanz der Jubiläumsausgabe. Die Auslastung sank zwar leicht von 74 auf 71 Prozent. Dennoch zählte man bei der 60. Edition nach den coronabedingt 58.200 Zuschauern im Vorjahr nun 73.700 Gäste. Dabei ging bei der Gala im Gartenbaukino nicht nur für die Festivalmacher, sondern auch für Kurdwin Ayub die Sonne auf.
Schließlich war die 1990 geborene Regisseurin nach Berlin mit ihrem Jugendwerk "Sonne" nun auch in der Heimat Wien erfolgreich. Der Regieshootingstar konnte sich nach dem Debütpreis der Berlinale und dem Spezialpreis der Grazer Diagonale nun auch den mit 6000 Euro sowie weiteren Zuwendungen durch Sponsoren dotierten Wiener Filmpreis für den besten österreichischen Film sichern. "Ein Film, der vermeintlich leise daherkommt, aber dann ein lautes Echo hinterlässt", so die Jurybegründung. Natürlich sei das Ganze eine Teamleistung, zeigte sich die Filmemacherin augenzwinkernd bescheiden: "Aber ich werde das Geld annehmen."
Der mit 4000 Euro sowie weiteren Sponsorengaben verbundene Spezialpreis der Jury ging indes an Leni Lauritschs Weltraumdrama "Rubikon". "Leni Lauritsch traut sich, groß zu denken", zollte das Gremium der Filmemacherin Respekt. Diese zeigte sich überwältigt von den Ehrungen für ihr filmisches "Baby": "Für mich fühlt sich das an wie eine Mama, deren Kind nun an einer Eliteuni aufgenommen wurde."
Der Viennale-Preis der "Standard"-Leserinnen und -Leser an ein Werk noch ohne Verleih in Österreich geht heuer in die Ukraine, konkret an das Schmugglerdrama "Pamfir" von Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk. "Wie ein Paukenschlag fuhr uns dieser Film in die Knochen", formulierte die Jury ihre Empfehlung in Richtung Verleiher.
Die professionellen Filmbetrachterinnen und -betrachter aus aller Welt vergaben indes den Fipresci-Preis der Filmkritik in die Schweiz. Hier wurde Cyril Schäublins "Unrueh", ein Historienfilm über die Uhrmacherei, gekürt. Und schließlich verlieh auch die Erste Bank zum zwölften Mal ihren Mehrwert-Filmpreis, der einen Aufenthalt in New York inklusive einer Werkpräsentation in den Anthology Film Archives ermöglicht. Dieser ging heuer an zwei österreichische Kurzfilme – Eve Hellers Todesmeditation "Singing in Oblivion" und Jan Soldats Sexexegese "Blind Date".
Sie sei mit der Festivalausgabe vollends zufrieden, unterstrich Direktorin Eva Sangiorgi zum Abschluss der fünften Edition unter ihrer Leitung. Man habe die hohen Erwartungen übertroffen: "Wir alle haben es gespürt, in der Energie der vollen Kinosäle, in den eindringlichen Gesprächen, in den Äußerungen all jener Menschen, mit denen wir durch die Filme so viele Erfahrungen geteilt haben."