Maggie Peren erzählt im Kinofilm „Der Passfälscher“ aus einer ungewöhnlichen Perspektive heraus von der Nazizeit – nach wahrer Story. Der junge Jude Cioma Schönhaus (1922–2015) lebt im Kriegswinter 1942 in Berlin. Mitten unter den Nazis baut er sich eine Scheinexistenz auf. Irgendwann beginnt er, Pässe zu fälschen, und rettet sich selbst und viele andere Menschen damit.

Frau Peren, kann so einen Film über dieses Kapitel deutscher Geschichte nur eine deutsche Regisseurin machen?
MAGGIE PEREN: Ich denke schon. Wir lernen in der Schule sehr viel übers Dritte Reich – aber stets innerhalb der Narrative. Eines der Narrative lautet, dass so viele Deutsche den Juden geholfen haben. Das ist einfach nicht wahr. Die Katholiken haben gänzlich versagt, die Evangelischen in großem Stil auch. In Berlin sind mehr als 10.000 Juden und andere von Nazis verfolgte Menschen untergetaucht und davon haben es weniger als 2000 geschafft, zu überleben.

Wie sind Sie auf diese Biografie von Ciamo Schönhaus gestoßen?
Nachdem ich über einen Artikel auf seine Autobiografie aufmerksam wurde, habe ich eines Abends zu lesen begonnen und erst damit aufgehört, als draußen schon die Vögel zu zwitschern begannen. Ich fand es so irre, wie er in einem scheinbaren Plauderton unglaubliche Dinge verpackt: Was Antisemitismus ist, wie eine Diktatur funktioniert, welche Bilder von Juden man in die Köpfe gehämmert hat und welche von Deutschen.

Und die Filmrechte waren damals noch frei?
Kurze Zeit später erschien ein zweiter Artikel, dann wollte Hollywood das Buch verfilmen. Schlussendlich war es ihnen zu ambivalent. Alleine schon, dass ein Jude blond ist. Im Buch wird so viel an Klischees und gängigen Narrativen gebrochen. Als es nach Deutschland zurückkam, habe ich zugeschlagen. Dann dauerte es noch sieben Jahre, bis der Film finanziert wurde. Ich wollte gängige Klischees von Juden auflösen – wie etwa jenes von der langen Nase.