"Bitte machen Sie es sich gemütlich", heißt es eingangs. Der "Partyraum" füllt sich, der Prosecco macht die Runde. Aber es wird nicht gemütlich bleiben. Während unten das Publikum plaudert, taucht oben eine Figur auf, gekleidet wie ein Showgirl, das die Menge aufmischen wird – und das Fest zur Totentanz-Party macht: "Wenn die erste Granate die Nacht zerreißt, glaubt der Mensch noch, dass er träumt", erinnert sie sich an den Beginn des Jugoslawien-Kriegs, der ihr Leben in Trümmer sprengte.
Regisseurin Martina Gredler und die Schauspielerin Mateja Meded haben gemeinsam eine Theaterfassung für Ivana Sajkos Roman "Rio Bar" erstellt: Eine Frau berichtet vom Krieg und der Hochzeit in jener Nacht, als er begann. Das Hochzeitskleid, das im Roman die Protagonisten auf ihrer Suche nach dem vermissten Bräutigam begleitet, wird im Theaterexperiment von Martina Gredler zu fantasievollen Kostümen (Lejla Ganic), die den Traumcharakter der Produktion unterstreichen: Gemeinsam mit Mateja Meded streift man durch die Seelenlandschaften der Protagonistin – im wahrsten Sinn des Wortes: Das Stück führt durch drei Räume einer Wohnung am Kardinalplatz, gegliedert wird die Performance auch durch Videoeinspielungen.
Und während Metja Meded berührend zwischen Fassungslosigkeit, Wut und Resignation pendelt, sorgen technische Schwierigkeiten bei der Premiere für einige Rhythmusstörungen im komplexen Gefüge aus Schauspiel, Video, Lichtprojektionen und Nebelmaschine – die übrigens einen Raum so "verrauchte", dass mehrere Besucher Orientierungsschwierigkeiten hatten.
Aber der Krieg stellt nun einmal die Dinge auf den Kopf – und wie er das macht, das wurde in der Erinnerung an die ersten Anzeichen ("Wir haben uns schlapp gelacht über den Gedanken, dass der Krieg angefangen hat") ebenso bedrückend deutlich wie etwa in einer Szene im "Geflüchtetenlager" unter Sternenhimmel: "Ich suche ihn und rufe seinen Kosenamen", heißt es: "Aber es ist niemand mehr da."