Ein Film über afrikanische Kriegerinnen im 19. Jahrhundert klingt nicht nach einem Stoff für einen Hollywoodfilm. Doch genau darum geht es in "The Woman King". Vor einigen Jahren noch kaum vorstellbar, haben sich die Zeiten nach der Black-Lives-Matter-Bewegung und dem globalen Erfolg von "Black Panther" gewandelt. Wo der Marvel-Film noch auf die amerikanische Imagination afrikanischer Mythologie setzt, wagt "The Woman King" den historisch-ernsten Blick in die alte Welt des Kontinents um 1823. Und der hat es in sich.
Oscar-Preisträgerin Viola Davis spielt Nanisca, Generalin der Armee des Königreichs Dahomey, Teil des heutigen Benin. Die von europäischen Kolonialisten als "Dahomey Amazonen" titulierten Kriegerinnen der Agojie befreien gleich in der blutigen Einstiegsszene ein Dorf von gegnerischen Soldaten. Als wichtigste Beraterin des jungen Königs Ghezo (John Boyega) versucht Nanisca ihn vom Sklavenhandel abzubringen. Doch zuerst steht noch ein Unabhängigkeitskrieg mit den Òyó bevor, die Tribut fordern.
Nanisca und ihre rechte Hand Izogie (Lashana Lynch) trainieren neue Kämpferinnen. Darunter ist Nawi (Thuso Mbedu), die der Generalin besonders auffällt. Nawis Vater schenkt sie der Armee des Königs, nachdem sie sich weigert, einen älteren Mann zu heiraten. Agojie-Kriegerinnen wie Nanisca und Nawi ist es eigentlich verboten, zu heiraten und Mütter zu werden. Ein Umstand, der schwierig für die junge Kriegerin zu werden droht, als der fesche langhaarige Handelsmann Malik (Jordan Bolger) auftaucht, Sohn einer Sklavin aus Dahomey und eines Portugiesen.
Regisseurin Gina Prince-Bythewood erzählt die Kriegsgeschichte gekonnt auf der persönlichen Ebene der englisch-sprechenden Figuren, basierend auf einer Recherche der Produzentin Maria Bello. Nun wurde der Film mit einem Budget von 50 Millionen Dollar realisiert, mit beeindruckendem Design und Kameraarbeit. Die Nahkampfszenen wirken unmittelbar und hart, auch ohne übertriebene Brutalität, die Beziehungen der Charaktere haben ausreichend dramatisches Gewicht, und die Spannung der Erzählung lässt trotz komplexer Machtkämpfe nicht nach.
Die politische Bedeutung eines solchen Mainstream-Projekts ist trotz historischer Freiheiten und Idealisierungen kaum zu überschätzen. "The Woman King" behandelt gewichtige Themen wie Feminismus und Antikolonialismus und ist doch gekonnte Leinwand-Unterhaltung, die ersten Einspielergebnisse aus den USA nach auch beim Publikum prächtig funktioniert.
Marian Wilhelm