In einem Brief, der von der Nachrichtenagentur Tass auszugsweise veröffentlicht wurde, schrieb Pavel Chukhrai (auch: Pawel Tschuchrai), dessen Film "Der Dieb" 1998 für den Oscar nominiert wurde, dass die Filmakademie des Landes den Rückzug beschlossen habe, ohne ihn zuvor zu konsultieren. Chukhrai bezeichnete die Entscheidung als "illegal" und erklärte seinen Rücktritt. Ein anderes Kommissionsmitglied sei ebenfalls aus Protest zurückgetreten. Die russische Filmakademie teilte nicht mit, warum sie keinen Film zur Oscarverleihung einreicht.

Russland gewann den Auslandsoscar zuletzt 1995 mit "Die Sonne, die uns täuscht" von Nikita Sergejewitsch Michalkow. Der bekannte kremlfreundliche Regisseur sagte Tass, Russland habe durch eine Teilnahme bei den Oscars keinen Vorteil. Es habe keinen Sinn, bei einem Wettbewerb in einem Land anzutreten, "das derzeit die Existenz Russlands leugnet". Der 76-Jährige schlug stattdessen vor, einen gleichwertigen "eurasischen" Preis ins Leben zu rufen. Die 95. Verleihung der Oscars soll am 12. März 2023 im Dolby Theatre in Los Angeles stattfinden. Österreich hat "Corsage" von Marie Kreutzer als Kandidat für den Auslandsoscar eingereicht.