Es brummt im Ausstellungsraum der Albertina und das ist nicht auf ein disfunktionales Belüftungsgerät zurückzuführen, nein, es ist schlichtweg bummvoll hier. Es wird diskutiert, gestikuliert und beinahe hypnotisch auf die Bilder geschaut. Auch auffallend: die hohe Anzahl junger Besucherinnen und Besucher. Zufall ist das keiner: Jean-Michel Basquiat ist ein Popstar der Kunstszene und das liegt nicht nur daran, dass er 1988 im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Drogen gestorben ist. Die verflixte 27 fällt einem da sofort ein: Hendrix, Morrison, Joplin. Hochtalentiert, hochgepriesen, ein Leben auf der Überholspur. Ja, das alles war Basquiat, aber noch mehr sind es seine „Lebensthemen“, die im Zentrum seiner Kunst standen. Nichts davon suchte er sich selbst aus, obwohl es sein Leben dominierte: Rassismus, Polizeigewalt, Kolonialismus, Ausbeutung. Das klingt nicht nach 1980, sondern vielmehr nach 2022, auch deshalb ist das Gesamtwerk des Künstlers so heutig – was letztlich viel darüber aussagt, dass in über vier Jahrzehnten drängende gesellschaftspolitische Fragen nie gelöst wurden. Ein Trauerspiel, aber auch ein Weckruf. „Ich fange mit einem Bild an und dann beende ich es. Ich denke nicht über Kunst nach, wenn ich arbeite: Ich versuche, über das Leben nachzudenken“.