Don’t Worry Darling“ feierte vor gut zwei Wochen beim Filmfestival Venedig Weltpremiere. Dabei überschatteten die überinterpretierten Promi-News rund um die Regisseurin und ihre zwei Darstellenden den Film selbst. Doch auch der Film selbst bietet genügend Diskussionsstoff.
Olivia Wilde hat nach ihrem furiosen Comedy-Debüt „Booksmart“ nun einen enigmatischen Psychothriller vorgelegt. Die Handlung dreht sich um Alice Chambers und ihren Ehemann Jack.
Wir befinden uns in den quietschbunt inszenierten amerikanischen 50er-Jahren. Das überaus verliebte junge Pärchen ist gerade in eine Modell-Siedlung mitten in der kalifornischen Wüste gezogen, die zu einem Forschungsprojekt gehört.
Was das geheime Victory Project genau ist, erzählen die Männer ihren Hausfrauen nicht, wenn sie abends in ihren schicken Autos heimkommen. Die Firma rund um den charismatischen Frank schwört alle Paare auf die Gemeinschaft ein wie eine Sekte. Doch Alice wird misstrauisch, als immer mehr seltsame Ereignisse die konservative Suburbia-Idylle stören.
Erst relativ spät bricht eine recht unerwartete Antwort diese dünne Oberfläche auf.
Doch das adaptierte Drehbuch von Katie Silberman schafft es nicht mehr, mit dieser Wendung noch einmal in eine neue Richtung weiterzuerzählen. Die Antwort wirft mehr Fragen auf, als der zweistündige Film auserzählen kann. Damit bleibt die geheimnisvolle Welt, die „Don’t Worry Darling“ präsentiert, am Ende mehr eine recht schablonenhafte thematisch-politische Allegorie ohne Pointe.
Wie Regisseurin Olivia Wilde und ihre Crew diese Retro-Kulisse in der ersten Hälfte des Films aufbauen und erzählen, ist durchaus beachtlich, sowohl im Kleinen einzelner Szenen als auch im Größeren. Irgendwo zwischen einer beißenden Satire auf Douglas Sirk und den „Stepford Wives“ ist zunächst diese Oberfläche die filmische Substanz. Die Spannung würde darin liegen, dass Alice aufdeckt, was darunter verborgen ist.
Die Schauspielenden funktionieren perfekt, allen voran die großartige Florence Pugh in der Hauptrolle. Auch der für den gefeuerten Shia LaBeouf eingesprungene Musiker und Neo-Partner der Regisseurin, Harry Styles, spielt ordentlich. Chris Pines genießt seine von Jordan Petersen inspirierte Incel-Führer-Figur. Und auch Wilde selbst steht als Freundin von Alice vor der Kamera.
All das summiert sich leider nur zu einer vergebenen Chance eines Films, der seine eigene Behauptung nicht einlösen kann. Daran trägt dann auch der viele Klatsch und Tratsch rund um den Film keine Schuld.
Marian Wilhelm