Don't Worry Darling
Bewertung: **
Der Film von Regisseurin Olivia Wilde hat in Venedig für viel Promi-Wirbel gesorgt, kritisch betrachtet ist er leider eine vergebene Chance. "Don’t Worry Darling“ feierte vor gut zwei Wochen beim Filmfestival Venedig Weltpremiere. Dabei überschatteten die überinterpretierten Promi-News rund um die Regisseurin und ihre zwei Darstellenden den Film selbst.
Doch auch der Film selbst bietet genügend Diskussionsstoff.
Olivia Wilde hat nach ihrem furiosen Comedy-Debüt „Booksmart“ nun einen enigmatischen Psychothriller vorgelegt. Die Handlung dreht sich um Alice Chambers und ihren Ehemann Jack. Wir befinden uns in den quietschbunt inszenierten amerikanischen 50er Jahren. Das überaus verliebte junge Pärchen ist gerade einer Model-Siedlung mitten in der kalifornischen Wüste gezogen, die zu einem Forschungsprojekt gehört.
Marian Wilhelm
Peter von Kant
Bewertung: **
Rainer Werner Fassbinder ist eines der Idole des französischen Star-Regisseurs François Ozon. Mit seinem Berlinale-Eröffnungsfilm „Peter von Kant“ hat er eine kleine Hommage an den deutschen Regisseur gedreht. Darin wechselt er die Geschlechter von Fassbinders Drama „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ aus und erzählt die homosexuelle Liebes-Geschichte im Köln des Jahres 1972 zugleich als biografischen Kommentar auf Fassbinder selbst. Peter ist Rainer (Denis Ménochet), Amir Bel Salem dessen Partner El Hedi ben Salem (Khalil Ben Gharbia). Mit dabei als Mutter Fassbinder-Muse Hanna Schygulla, sowie Isabelle Adjani. Dieses Vexierspiel funktioniert, auch wenn Ozon eine etwas harmlos-unernste Tonlage anschlägt.
Marian Wilhelm
Unsere Herzen - Ein Klang
Bewertung: ***
Die menschliche Stimme ist das potenziell kraftvollste Musikinstrument - dieses zu beherrschen, erfordert hartes Training, dem nicht jeder gewachsen ist. Dass aber selbst amateurhafte Sängerinnen und Sänger im Einklang miteinander Großes schaffen können, veranschaulichen Thorsten Striegnitz und Simone Dobmeier in ihrem neuen Film. Einen Chorleiter und zwei Chorleiterinnen begleitete das Regie-Duo, während diese begeisterungsfähige Hobbyvokalisten zu harmonischen Gesangsvereinen formten. Durch intime Einblicke in den langwierigen Arbeitsprozess schafft die etwas überlange Doku neuen Respekt für eine der ältesten Kunstformen der Welt. Berauschend und lehrreich.
Christian Pogatetz
Mittagsstunde
Bewertung: ***
Ingwer ist Mitte 40, Dozent an der Uni Kiel, lebt in einer WG, steckt in einer Midlifecrisis und kehrt dem Stadtleben den Rücken, um sich um seine Eltern im fiktiven nordfriesischen Dorf Brinkebüll zu kümmern. Die Mutter ist dement, der Vater zornig, dass der Sohn einst die Provinz und das Familien-Wirtshaus verließ. Lars Jessen hat Dörte Hansens Roman „Mittagsstunde“ als tieftraurige, aber auch saukomische Familiengeschichte verfilm. Charly Hübner brilliert im mitunter etwas langwierigen Plot als schweigender Mann, der nicht weiß, wohin er gehört.
Julia Schafferhofer
Für die Vielen
Bewertung: ****
Im Wahlkampf ist viel vom sogenannten kleinen Mann die Rede: In seinem klug montierten Dokumentarfilm „Für die Vielen“ dringt Constantin Wulff in die Wiener Arbeiterkammer ein, um den täglichen Kampf für die Rechte der arbeitenden Menschen zu zeigen. Ruhig, mit den Methoden des Direct Cinema, wird das Publikum Zeuge von schwammigen Arbeitsverträgen, Ausbeutung, Gesetzesbrüchen und schneller Hilfe. Ein Film über Heldinnen und Helden des Alltags in antiheldenhaften Korridoren, Gängen und Büros.
Julia Schafferhofer