Wie kam es zu dieser Romanverfilmung, Herr Schweiger?
TIL SCHWEIGER: Auch wenn ich nicht an Zufälle glaube, dieses Projekt war ein Sammelsurium an Zufällen. Ich bin nach Mallorca gefahren, eine sehr gute Freundin hat mich am Flughafen abgesetzt und mir das Buch "Lieber Kurt" mit den Worten in die Hand gedrückt: "Das musst du lesen, als vierfacher Vater." Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, sofort mein Büro angerufen und gefragt, ob die Rechte noch frei sind. Es waren schon einige Produzenten an diesem Bestseller interessiert. Sarah Kuttner aber hat gesagt: "Wenn Til den Film wirklich machen will, soll er ihn machen."
Lesen Sie seitdem öfter Bücher?
Nein, dafür habe ich kaum Zeit. Und ich verfilme sonst immer meine eigenen Geschichten. Literaturverfilmungen waren bislang sonst noch nie ein Thema für mich.
Warum nicht?
Ich habe einen Riesenrespekt davor. Der Standardspruch lautet ja: Ich habe den Film gesehen, aber das Buch war viel besser.
In "Lieber Kurt" wird die Geschichte des Todes eines Buben erzählt und jene der hinterbliebenen, trauernden Patchworkfamilie. Man sieht sehr schön, wie jeder und jede anderes mit der Trauer umgeht. Ist der Tod nach wie vor ein Tabu in unserer Gesellschaft?
Ja, das ist das Haupt-Tabu.
Haben Sie zum Thema Trauerarbeit viel recherchiert?
Bei "Honig im Kopf" haben wir viel recherchiert und Umfragen unter Pflegerinnen in Altenheimen gemacht, um zu sehen, was ihre traurigsten, bewegendsten, absurdesten und lustigsten Geschichten mit Alzheimer-Patienten waren. Das haben wir mit "Lieber Kurt" nicht gemacht, denn da gab es ja eine Romanvorlage. Die Hauptaufgabe lag darin: Wie verfilmt man einen Roman, der kaum Dialoge hat, sondern sich nur in den Gedanken der Protagonisten abspielt.