Hinter dem hochseriösen Titel „Perspektiven“ würde man nicht gerade eine Schlagerplatte vermuten. Aber Roland Kaiser ist eben der Gentleman des deutschen Schlagers, der stets elegant in gutem Zwirn auftritt und seit fast 50 Jahren ein generationsübergreifendes Millionenpublikum erreicht. „Perspektiven“ ist das 30. Studio-Album des Sängers, zu dessen Evergreens die Ohrwürmer „Dich zu lieben“, „Santa Maria“, „Joana“, „Midnight Lady (einsam so wie ich)“ gehören.
„Nach einer recht ansehnlichen Lebenszeit sind die neuen Lieder meine Sicht auf das Leben aus unterschiedlichen Perspektiven“, erklärt Kaiser, „und weil wir auf diesem Album so viele verschiedene Betrachtungspunkteeinnehmen, war es für mich der passende Titel“.
Mit „Wir“ meint er seine Songschreiber, die selbst prominent sind. Mitgewirkt haben Nino de Angelo, Maite Kelly, Peter Plate (Rosenstolz) und Gregor Meyle.
Letzterer bot Kaiser das Lied „Bis zum letzen Atemzug“ an, das das neue Album beschließt und wohl die letzte Zugabe bei den Konzerten sein wird (Wien: 27. November): „Der Song beschreibt mit den richtigen Worten meinen persönlichen Lebensweg. Mit all meinen Höhen und Tiefen, die mir im Laufe der Jahre passiert sind und die ich erlebt habe. Und deswegen ist er der perfekte Abschluss“, sagt der als Ronald Keiler geborene und in Münster lebende Kaiser. Der in einem Interview gestand: „Heute ist es einfach schwierig geworden, Texte zu finden, die unsere Zeit kritisch beleuchten und trotzdem eine Verbundenheit zu den Menschen herstellen.“
Der 70-Jährige will eben keinen Schlager von der Stange verkaufen. Originell: Bei „Es ist alles okay“ etwa besteht der gesamte Text aus Titeln seiner bereits veröffentlichten Lieder.
Peter Plate, der auch für Sarah Connor, Helene Fischer und Michelle schon als Autor tätig war, bot ihm u. a. die Nummer „Du, deine Freundin und ich“ an – was sogar dem „Playboy“ eine Notiz wert war, in der Tradition von Kaisers Klassiker „Manchmal möchte ich schon mit dir“. Der Sänger sagt zum augenzwinkernden Schlager über eine „verbotene“ Fantasie“: „Es ist ein interessantes, unterhaltsames Lied, das nur eine Perspektive einnimmt. Da versucht jemand ein erotisches Abenteuer mit zwei Damen einzugehen – und die Antwort, ob da jetzt etwas passiert oder nicht, bleibt offen. Wenn sich daran jemand stört, dann ist das eben so!“
Eine gute Figur machte Kaiser übrigens auch bei seinem Schauspieldebüt: 2013 im Kölner Tatort „Summ, Summ, Summ“ als Schmusesänger Roman König. Als Gesprächspartner von Stermann & Grissemann kann man ihn am 20. September in „Willkommen Österreich“ erleben. Heute ist einmal die „Starnacht in der Wachau“ angesagt, wo neben ihm u. a. DJ Ötzi, Melissa Naschenweng, Natalie Holzer, Stefan Eigner und Andreas Gabalier auftreten.