Nein, mit der lieben Teenie-Komödie "La Boum – die Fete" aus den 1980er-Jahren hat dieses Buch absolut nichts zu tun. Denn Lisa Eckhart mag vieles sein, aber lieb ist sie ganz sicher nicht. Gut so, wäre auch fad. Und das wiederum, fad nämlich, wird einem bei der Lektüre von Eckharts zweitem Roman mit dem Titel "Boum" wahrlich nicht.
War der Erstling "Omama" im ländlichen Nichtidyll angesiedelt, dringt Eckart diesmal tief in die Eingeweide von Paris ein. Die Menschen safteln, die Stadt gärt, es wird heftig kopuliert, die "Schweife" der Männer sind im Dauereinsatz, und damit es noch eine Spur ungemütlicher wird, treibt ein Serienmörder sein Unwesen. "Le Maestro Massacreur" wird er bald von den Zeitungen genannt; deshalb, weil er Straßenmusiker gar so kunstvoll massakriert. Der titelgebende "Boum" heißt übrigens "Monsieur Boum", ist ein Wunderwuzzi unter den Terrorexperten und um nichts weniger verhaltensauffällig als der ermittelnde Kommissar, der als kleine Draufgabe noch sexsüchtig ist. Na Boum, da ist aber viel los! Zu viel vielleicht? Vor allem zu viel an Pointenschleuderei.
In dieses absurd-groteske Szenario an der Seine stolpert die junge österreichische Studentin Aloisia, und sie hat nicht nur keine Ahnung von der Sprache, auch das "echte" Leben ist ihr ziemlich fremd. Was dieser turbulente Roman sein möchte, ist ebenso schwer festzumachen wie die Handlung, die sich bald auf den breiten Boulevards verliert. Krimi, Thriller, Splatter, Erotik-Parodie? Am ehesten wohl Satire mit großer Lust an der Provokation.
Lisa Eckhart ist wortverliebt und formulierbesessen. Das ist für eine Schriftstellerin natürlich kein Nachteil per se. Im Fall der 29-jährigen Steirerin hat man allerdings immer das Gefühl, dass es gar nicht so wichtig ist, was sie sagt, sondern wie sie es sagt. Kurz: Einmal mehr steht die Kabarettistin Eckhart der Romanautorin Eckhart im Weg.
Im Laufe ihrer Odyssee landet Aloisia bei der Puffmutter Veuve Clicquot. "Nur wenige sind wertvoll, aber jeder ist verwertbar", sagt diese mit Blick auf ihre "Mädels". Grandiose, böse Sätze wie diese gehen unter im Getöse eines sprachmächtigen Romans, der alles sein möchte. Und das ist leider zu viel.
Buchtipp: Lisa Eckhart. Boum. Zsolnay, 365 Seiten, 25,70 Euro.