Winnetou-Bücher werden vom Markt genommen, nur eine schwarze Frau soll die Gedichte von Amanda Gorman übersetzen, die Rolling Stones singen nicht mehr "Brown Sugar", Weiße sollen keine Rastazöpfe tragen. Sinnvolle Sensibilisierung oder Übertreibung?
KLAUS KASTBERGER: Letztendlich hat niemand so richtig recht in dieser Diskussion rund um kulturelle Aneignung, Political Correctness und so weiter. Die einen sagen, ihre Gefühle werden verletzt – dagegen kann man schwer etwas einwenden. Die Anderen sagen, wir lassen uns etwas nicht wegnehmen. Und im Fall Winnetou lassen sie sich jetzt nicht eine Träumerei wegnehmen. Als solche waren diese Bücher nämlich von vornherein angelegt. Es hat doch bitte niemand geglaubt, dass das ein autochthoner Ureinwohner ist. Der Anlassfall für diese Diskussion ist übrigens absolut nichtig. Literaturwissenschaftler haben sich die Bücher und auch diesen Film dazu angeschaut und sind zum Schluss gekommen: Das ist der größte Humbug, eine absolute Katastrophe. Darüber lohnt sich keine Diskussion, schon gar keine literarische. Ich finde übrigens, den besten Kommentar zu dieser ganzen Winnetou-Geschichte hat Franz Kafka schon vor 110 Jahren abgegeben.