Fernsehen war den klassischen Bildungsbürgerinnen und -bürgern von jeher ein Dorn im Auge, untergrub es doch deren Erziehungsprogramm zum „Guten, Schönen, Wahren“ und „Anständigen“. Fernsehen war ihnen einfach Verdummung, nichts mehr. So geht es jedoch jedem neuen Medium seit gut 5000 Jahren: Als Bücher aufkamen, hatte man genauso Angst vor einer damit angeblich unweigerlich einsetzenden Verdummung wie viel später vor dem Computer und heute vor dem Handy.
Fernsehen hat viele Fehler, aber als Massenmedium wurde es selbst nicht nur ein Instrument der Freizeitunterhaltung, sondern ein wesentliches Bildungsgut: mit Dokumentationen, Nachrichten, Analysen, Kultur- und Diskussionssendungen. Jetzt, wo lineares Fernsehen langsam abstirbt und Streaming an seine Stelle tritt, bleibt die Frage, wer sich um dieses Bildungsgut sorgen wird. Was tritt an die Stelle des linearen Fernsehens und wer wird diese Stelle besetzen?