Ein Gericht hat den russischen Rockstar Juri Schewtschuk wegen seiner Kritik am Ukraine-Konflikt zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Sänger müsse den Höchstbetrag von 50.000 Rubel (805 Euro) zahlen, teilte das Gericht in der Stadt Ufa am Dienstag auf Telegram mit. Er habe bei einem Konzert "öffentlich dazu aufgerufen, den Einsatz der russischen Streitkräfte zu verhindern", hieß es in der Mitteilung. Im Wiederholungsfall drohen dem Sänger bis zu fünf Jahre Haft.

Wegen coronabedingter Quarantäne konnte der 65-jährige Musiker nicht persönlich zu dem Gerichtstermin erscheinen. Stattdessen übermittelte er eine schriftliche Erklärung an seinen Anwalt. "Ich war immer gegen Krieg – in jedem Land, zu jeder Zeit", schrieb er darin. Alle politischen Probleme sollten diplomatisch gelöst werden, schrieb Schewtschuk weiter.

Bei einem Konzert in Ufa im Mai hatte Schewtschuk vor seinem Publikum laut online verbreiteten Videos gesagt, dass "Vaterland nicht bedeutet, dem Präsidenten ständig in den A... zu kriechen". "Jetzt töten wir Menschen in der Ukraine, warum? Unsere Jungs sterben in der Ukraine, warum?", rief er der Menge zu.

Er fiel schon oft als Kreml-Kritiker auf

Als Kopf der in der ehemaligen Sowjetunion sehr bekannten Rockband DDT prangerte der Musiker im Laufe der Jahre wiederholt den Einfluss von Präsident Wladimir Putin an und stellte ihn 2010 sogar bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen zur Rede. 2014 kritisierte er Russlands Annexion der Krim.

Schewtschuk begann seine Karriere in den 80er-Jahren und erlangte mit seinen systemkritischen Liedern große Popularität. Immer wieder fiel der Musiker als Kreml-Kritiker auf. Schon vor der Ära Putin hatte er sich durch eine Kampagne gegen den ersten Tschetschenien-Krieg zwischen 1994 und 1996 hervorgetan.