Zum Jubiläum gab es einen Blick hinter die Kulissen: Das Grazer Festival „La Strada“ beging am Freitag in der Oper seine 25. Ausgabe mit einer Eröffnung, die mit Witz ihren eigenen Probedurchlauf imitierte – inklusive typischer Pannen. Ein alleingelassener Moderator, verirrte Künstler, panische Techniker: Ein Spiel mit dem Chaos jeden Festivalstarts. Künstler aus zweieinhalb Jahrzehnten Festivalgeschichte – darunter Michel Risse, die Familie Flöz, das Theater Irrwisch – schauten vorbei, ehe Komponist Christian Muthspiel mit seinem Orjazztra Vienna und der Uraufführung seines Werks „La Melodia della Strada“ in Reverenz auf den Filmklassiker „La Strada“ und Federico Fellinis liebsten Musiker Nino Rota den Eröffnungsakt bestritt: Musik, die – ausgehend von Rotas unvergesslicher „Amarcord“-Melodie – durch Film-, Musik- und natürlich Festivalgeschichte flaniert.
Gute zwei Stunden dauerte der orchestrale Streifzug, für den Muthspiel Leichtfüßiges und Schwerblütiges, Burleskes und Tragisches aufgelesen und transformiert hatte. Ausgelassene Zirkus-Tunes, verschwenderisch gestreute Soli, mehrere große Finali: Ein Bilderreigen, gemalt mit Musik, im voll besetzten Haus begeistert akklamiert.
Jubel trotz Regen
Auf die Straße führte „La Strada“ dann am Samstag und prompt zeigte sich da: 25 Jahre halten gute Freunde trotz Regen nicht vom Jubilieren ab. Mit ihrer „Street Show“ lösten Tristan, Alexandra, Eric und Mathilde der kanadischen Barcode Circus Company neben Spaß auch Schrecken aus. Denn die schon vom Ensemble der „7 Fingers“ bekannten Artisten verbinden Jonglage, Scherz und halsbrecherische Spitzenakrobatik auf wundersam witzige Weise. Angereist im Campingbus und in chilliger Ferien-Stimmung, hielten ihre spektakulären Kopfstände, haushohen Sprünge und Salti auf geschultertem Elastikbrett auf dem Hauptplatz in Atem.
Barcode Circus Company: Hauptplatz Graz, 2. 8., 18 Uhr, Murpark; 3. 8., 20.30 Uhr. Hauptplatz Stainz.
Begeisterung erntete zuvor schon „Fanfare Jo Bithume“ des Stammgast-Riesenorchesters, das sich nach mehr als 400 Konzerten in 15 Jahren zwar bereits getrennt hatte, aber doch nicht voneinander lassen kann. Sieben Frauen, 14 Männer, ganz in Schwarz-Weiß, mit Schottenrock bis Mascherl, Federschmuck und Irokesenschnitt präsentierten beim fulminanten Platzkonzert vor dem Grazer Rathaus mit Bernstein, Bowie, Beatles, Brahms üppig buntes Blechgebläse – nebst E-Gitarre, Percussion und Tröten. Schrullige Slapsticks und Kasperliaden verleihen der auch gesanglich hochkarätigen französischen Compagnie die ganz eigene Note.
Weitaus undurchsichtiger geht es auf dem Grazer Jakominiplatz zu: In einem Betonwürfel, vor einem mit Drogen aller Art vollgeräumten Apothekerregal, erklärt ein freundlicher Roboter Anwendung und Wirkung psychotroper Substanzen von Alkohol bis Fentanyl. Dries Verhoevens eindringliche Installation „Happiness“ scheint das Glück aus der Flasche zu preisen – und ist doch eine Reflexion über die menschliche Traurigkeit und unseren Umgang mit ihr.
Happiness: bis 6. 8., jeweils 14–22 Uhr, Jakominiplatz Graz.
Das Gros hält sich fern, nur eine mutige Ente paddelt heran, um sich die sieben pfeifenden, zischenden Hilmteich-Neubeschwimmer näher anzusehen: „Swans“ heißt Marco Barottis aus alten Satellitenschüsseln, Schwimmkörpern und Lautsprechern gebaute Installation, die da auf dem Wasser treibt: Anmut aus Medienmüll, ein leiser, aber pointierter Kommentar auf die oft menschengemachte Untrennbarkeit des Schönen und des Hässlichen.
Swans. Von Marco Barotti. Bis 6. August. Graz, Hilmteich.