Wenn man vier Zwölfjährige frühmorgens mit Walkie-Talkie und auf Fahrrädern durch eine amerikanische Kleinstadt radeln sieht, denkt man automatisch an die Serie „Stranger Things“. Keine Frage, die 1980er-Jahre-Manie hat sich bei allen Streamern auf irgendeine Art niedergeschlagen. Amazon Prime legt jetzt mit der achtteiligen Serie „Paper Girls“ nach. Halloween liegt in seinen letzten nächtlichen Zügen, als Erin, Mac, Tiffany und KJ zu ihrer Tour als Zeitungsausträgerinnen aufbrechen und zwischen die Fronten verfeindeter Zeitreisender geraten. Das Quartett wird in die Zukunft katapultiert. 2019 also und was tun? Sich quasi selbst besuchen? Warum nicht. Und so landen die vier Kids bei Erin, die es nun zweimal gibt: als Zwölfjährige und als Erwachsene.


Wer schon beim Wort Zeitreisende Ausschlag bekommt – dranbleiben! Die Science-Fiction-Komponente ist eigentlich nur die Rahmenhandlung für eine ziemliche sympathische Coming-of-Age-Produktion, die, im Gegensatz zu „Stranger Things“, nicht auf 80er-Jahre-Flair hochpoliert ist, sondern den Fokus auf seine Hauptprotagonistinnen richtet, die zum Teil aus ziemlich prekären Situationen kommen. Nicht zuletzt die Begegnungen mit ihren erwachsenen „Ichs“ läuft nicht immer ganz friktionsfrei ab: „Du bist die schlechteste Version meines Lebens“, attestiert Erin quasi sich selbst.

Dass das Vierergespann so ganz nebenbei auch noch die Welt retten muss, rückt ob ihrer persönlichen Geschichten fast in den Hintergrund. Schaden ist das keiner, es hapert hier an manchen Stellen gewaltig, bis hin zu einer Art Transformers-Einlage, die in der visuellen Erzählung wie aus der Zeit gefallen wirkt und alles andere als stringent ist. Aber all das spielen die Kids locker weg. Und auch die Musikauswahl der Serie kann sich sehen lassen: Statt Kate Bush gibt es hier Danzig mit „Mother“ und „Work It“ von Marie Davidson im Soulwax Remix ist nicht zu toppen.

Paper Girls ist auf Amazon Prime zu sehen.