Die Bayreuther Festspiele sind am Montag mit der "Tristan und Isolde"-Premiere gestartet - und nach all den üblichen Aufwallungen und Aufregungen im Vorfeld soll es nun wieder ganz um die Kunstform Oper gehen. Schließlich gibt es heuer Festspiele XXL in Bayreuth, hat man doch erstmals gleich fünf Neuinszenierungen zu feiern. Nach dem gestrigen "Tristan" wird ab Sonntag nun vor allem der neue "Ring" des Österreichers Valentin Schwarz mit Spannung erwartet.
Den neuen "Tristan" hatte Festspiel-Chefin Katharina Wagner kurzfristig Ende 2021 bei Regisseur Roland Schwab beauftragt, war man sich doch nicht sicher, ob Corona die großen Choropern wie "Lohengrin" oder "Tannhäuser" zulassen würde. Tut es derzeit, und so gibt es halt fünf Neuinszenierung im Jahr 2022.
Dabei leuchtet die rot-weiß-rote Präsenz am Grünen Hügel heuer auch abseits Schwarz in schillernden Farben. Markus Poschner, Chef des Linzer Bruckner Orchesters, ist für Cornelius Meister, einstiger RSO-Chefdirigent, beim "Tristan" eingesprungen. Schließlich wird Meister anstelle des coronaerkrankten Pietari Inkinen spontan alle vier "Ring"-Teile dirigieren.
Der "Ring des Nibelungen" in der Deutung des erst 33-jährigen Valentin Schwarz hätte eigentlich schon 2020 auf dem Spielplan stehen sollen, wurde wegen der Pandemie jedoch zweimal verschoben. Nun ist es ab Sonntag aber soweit, und der "Ring" wird bis zum 5. August geschmiedet. Und die Diskussionen in Bayreuth dürften sich dann wieder primär um die Fragen der Deutung, der Gestaltung und der Interpretation drehen - nachdem im Vorfeld eine Sexismusdebatte entflammt war, als Frauen anonym von Anzüglichkeiten oder unangebrachten Berührungen am Grünen Hügel berichtet hatten. "Schockiert" zeigte sich Katharina Wagner, und auch Verwaltungsratschef Georg von Waldenfels kündigte an, den Vorwürfen mit Unnachgiebigkeit nachzugehen.
In der Debatte über den Umgang mit russischen Künstlerinnen und Künstlern positionierte sich Hügel-Chefin Katharina Wagner in einem Interview ebenfalls klar und sprach sich gegen einen Generalverdacht aus. Man dürfe "keine Sippenhaft" betreiben: "Hier arbeiten auch russische Künstler, die sich von der ersten Minute an klar positioniert haben." Wie lange es noch diese klaren Worte am Hügel von der 44-Jährigen geben wird, ist indes offen, läuft der derzeitige Vertrag der Hügelchefin doch 2025 aus. Sie wolle jedenfalls nicht wie ihr Vater Wolfgang weit über das Rentenalter hinaus die Festspiele leiten: "Nein, diese Vorstellung habe ich nicht."