Es war eine Zeit, die scheint schon ewig her zu sein, dabei sind es noch keine 30 Jahre. Aber dieser sich unendlich anfühlende Zeitsprung zeigt die disruptive Wirkung einer Technologie, ohne die das Leben heute nicht mehr denkbar wäre: das Internet.
Wir schreiben das Jahr 1995, gerade einmal rund 40 Millionen Menschen nutzen das WWW. Blenden wir einmal die schlechten Grafiken auf den noch schlechteren Websites aus, so waren es ausgerechnet Schauspielerin Pamela Anderson und Rocker Tommy Lee, das Dream-Team des Boulevard-Journalismus, die unfreiwilligerweise das Netz zum Erbeben brachten, als Raubkopien eines geklauten Sex-Tapes der beiden auf Videokassette im Internet zum Kauf angeboten wurden. Globale Kommunikation, Anonymität und Echtzeit: Die Trias der Internet-Erfolgsstrategien wurde hier zum ersten Mal so richtig sichtbar.
All das arbeitet die Dokumentation „Tommy Lee und Pamela: Liebe, Sex und ein Videotape“ auf, die heute Abend um 22 Uhr zu sehen ist, und noch mehr: Wie ein Paar, das sein Leben in der Öffentlichkeit lebte, zum Hauptdarsteller für eine Gesellschaft wurde, die immer grenzenloser den Voyeurismus kultivierte und zu einem Bombengeschäft machte: für Printmedien und Paparazzi. Die Vorboten einer digitalen Welt, in der die Selbstdarstellung Teil des Startersets ist.
Apropos Starterset: Die Doku ist Teil des großen Arte-Schwerpunktes „Summer of Passion“. Bis 21. August wird hier den unterschiedlichsten Leidenschaften gefrönt – von Konzertmitschnitten, darunter „Prince: Live in Syracuse 1985“ (Ausstrahlung am 30. Juli), bis hin zu Spielfilmen und Porträts von Künstlerinnen und Künstlern, die mit Verve bei der Sache sind, darunter Jane Birkin, Penélope Cruz oder Mel Gibson. Der Großteil der Dokumentationen und Spielfilme ist bereits in der Arte-Mediathek abrufbar.