Wenn zwei Alphatiere sich auf offener Bühne regelmäßig ineinander verbeißen, ist das Omega der Band meist nicht weit. Ab Mitte der 1980er-Jahre hämmerten Guns n’ Roses explosive Jahrhundertalben wie „Appetite for Destruction“ und „Use Your Illusion I & II“ in die Annalen der Rockgeschichte, Kracher wie „Welcome to the Jungle“, „November Rain“ oder „You Could Be Mine“ wurden zum Soundtrack einer Generation, für die Sexs, Drugs & Rock ‘n’ Roll eine hedonistische Trinität darstellten.
Die Alphatiere: Axl Rose, der Kerl mit der unfassbar hohen Stimme und den lasziven Schlangenbewegungen. Slash, der coole Typ mit Zylinder, langer Krauslocke und himmlischem Saitenspiel. Nach dem Gipfelsturm folgten etliche Fehlzündungen, Rose und Slash lagen sich zunehmend in den Haaren, die Bandmitglieder versanken im Drogensumpf, die Gruppe wurde aufgelöst, Rose und Slash gründeten Ersatzmannschaften, dann wieder vage Comebacks – aber jetzt soll wieder scharf geschossen werden.
Guns'n'Roses Konzert in Wien
Am Mittwoch stehen die 80er-Ikonen im Wiener Happel-Stadion gemeinsam auf der Bühne. Was genau auf die Fans – denen die ausgewaschenen Leiberl mittlerweile oft verdammt eng am Körper picken – zukommt, lässt sich schwer sagen. Auf Slash ist Verlass, das einzig Peinliche an ihm ist der rote Stringtanga. Aber Rose? Konzerte bisher deuten darauf hin, dass der 60-Jährige sich in wechselnder Kondition befindet. Die bangen Fragen: Hält die Stimme, bekommt er genug Luft, ist das Sauerstoffzelt einsatzbereit, halten die Hüften den Moves stand?
Wechselhaft auch der private Status des Mannes aus Lafayette, Indiana. In erster Ehe war er mit Erin Everly, eine der beiden Töchter von Don Everly (Everly Brothers) verheirat, in zweiter Ehe mit Stephanie Seymour, die auch in den Videoclips zu „November Rain“ und „Don’t cry“ zu sehen ist. Ob der Wien-Aufritt zum Heulen oder Freuen sein wird, bleibt abzuwarten. Man weiß bei dieser Truppe nie, in welche Richtung der Schuss losgeht.