Gute Texterinnen und Texter hatte die Popmusik hierzulande immer. Schließlich basiert das Phänomen „Austropop“ zum guten Teil auf den Umgang mit der Sprache. Beim Nino aus Wien liegt die Sache aber noch anders: Nino Mandl ist der einzige aller heimischen Popmusiker, der wie ein Dichter wirkt, der zufällig eine Gitarre umgeschnallt hat. Die frühen Alben-Großtaten „Down in Albern“, „Schwunder“ und „Bulbulreal“ waren Gedichtbände mit Musik.

Mit „Eis Zeit“ gibt es nun ein Dutzend Nino-Alben, kein einziges davon ist überflüssig. Der Künstler zeigt sich ja seit jeher als eine Art „Slacker“ – jener Menschenschlag, dessen Individualismus und Verweigerungshaltung einmal (vor 30 Jahren) so verbreitet war, dass er als gegenkulturelles Phänomen wahrgenommen wurde: jugendliche Skeptiker, die mit der Welt und ihren Mechanismen fremdeln.

„Ich glaub nicht, dass ich hier sein will“, singt Nino auf „Montag“, einem der stärksten Songs auf „Eis Zeit“. „Was passiert ist“ ist dagegen ein wunderbarer Song über die Qual, nicht vergessen zu können, „Endlich“ ein Quell schönster Sprachbilder. Perlen wie die Nino-Klassiker „Plurabelle“ und „Urwerk“ finden sich auf den ersten Blick hier nicht, obwohl „Eis Zeit“ mit dem Versuch einer Indie-Pop-Hymne („Palmen und Katzen“) und vielen zarten, versöhnlichen Tönen („Glücksbringer“) überrascht. Und letztlich ist ja auch der Albumtitel doppelbödig.