Dort, wo einst Büffelköpfe und andere Jagdtrophäen die Besucher begrüßten, hängen derzeit tief zerfurchte Baumrinden und riesenhafte Blätter an den Wänden – alle in knalliges Ultramarin getaucht. Es sind surreal anmutende Ansichten der Natur, die vor allem eines zum Ausdruck bringen: morbide Schönheit und ein großes künstlerisches Faible für Strukturen, farbliche Verfremdungen und impressionistische Effekte.
Beim Zeichnen sei ihm aufgefallen, dass sein Handrücken stark dem Gerippe jener verwelkten Blätter glich, die er mit dem Kohlestift auf seine Leinwände bannte, erzählt Manfred Bockelmann über seine jüngsten Arbeiten. „En passant“, so der Titel seiner Ausstellung, ist somit eine Art Memento mori, aber auch ein Lobpreis der kleinen Dinge. „Es ist die Natur auch im Kleinen monumental“, schwärmt der 79-Jährige über seine unscheinbaren Motive, denen er mit unverkennbarem Strich Sichtbarkeit und Dauer verleiht – sei es nun ein Blatt, eine Muschel oder ein Vogelnest.
Während die Beletage von Schloss Rosegg in erster Linie vom „Sterben der Blätter“ erzählt, trifft man im Kellergeschoß auch auf ältere Themen des gebürtigen Klagenfurters. Ein zerknüllter Bademantel (der nicht seinem berühmten singenden Bruder gehörte) markiert dabei die figurativen Anfänge seiner Kunst. Davor war Bockelmann als „Maler der Stille“ erfolgreich, mit landschaftsartigen Abstraktionen, die er auch heute noch gelegentlich malt. Dies sei „wie Meditation“ für ihn. Einen eigenen Raum widmete er Christine Lavant – ein „Stoppelfeld“ reflektiert hier eine bekannte Zeile der Dichterin: „Soll ich mit den nackten Sohlen auf den Stoppeln tanzen gehen ...“.