Cecilia Bartolis Debüt an der Wiener Staatsoper“. Liest man das , kann man es ja fast nicht glauben. 30 Jahre zu spät, oder?
CECILIA BARTOLI: Es hat zwar einige Jahre gedauert, aber darum freue ich mich jetzt umso mehr auf mein Debüt an der Staatsoper. Und dass ich dabei das Rossini-Fieber, das vor 200 Jahren die Stadt Wien über mehrere Wochen und Monate erfasste, feiern darf, erfüllt mich mit Stolz und großer Freude. Gleichzeitig ist es wunderbar, dass ich dies mit Freunden und Kollegen und unserem „Hoforchester“ Les Musiciens du Prince aus Monaco tun darf. Wir mögen uns alle auch privat, wir musizieren seit vielen Jahren aus einem Geist, dadurch entsteht eine für mich wunderbare künstlerische Qualität, die hoffentlich auch das Publikum der Staatsoper überzeugen wird.
Nicht nur wegen Ihrer langen Intendanz der Pfingstfestspiele. Das Publikum liebt Sie ja in aller Welt, aber Sie sind viel mehr eine Salzburgerin geworden als eine Wienerin. Warum eigentlich?
Na ja, wissen Sie, man kann ja den Verlauf seiner Karriere nicht wirklich steuern. Die Salzburger Festspiele jedenfalls haben mich erstmals 1993 verpflichtet – in einer meiner damaligen Lieblingsrollen, der Despina in Mozarts „Così fan tutte“. Und gleich noch in einem Liederabend mit András Schiff. Da war ich noch sehr jung. Und dann haben sie mich immer wieder eingeladen. Die Idee, mich zur künstlerischen Leiterin der Pfingstfestspiele zu berufen, stammte von Alexander Pereira. Bei ihm sang ich ebenfalls schon ganz früh, noch am Wiener Konzerthaus, dann sehr intensiv am Opernhaus Zürich. So ergab halt das eine das andere.
Aber es ist ja nicht so, dass Sie nie in Wien sangen.
Nein, natürlich nicht. Ich erinnere mich an unzählige Konzerte in dieser Stadt, die mir unglaublich lieb ist, meistens im Musikverein – darunter mit den Wiener Philharmonikern und dem Concentus Musicus unter Nikolaus Harnoncourt. Und gelegentlich auch im Konzerthaus und mit sehr großer Freude immer wieder im Theater an der Wien, unter anderem auch mit Riccardo Muti in einer anderen Inszenierung von „Così fan tutte“ für die Wiener Festwochen. Nun freue ich mich, dass ich nach einem kurzen Auftritt in einem Galakonzert vor ein paar Jahren nunmehr auch „richtig“ an der Staatsoper singen werde.
Beim Pfingstfestival feiern Sie alljährlich große Erfolge, heuer mit und um Rossinis „Il barbiere di Siviglia“. Nicht, dass ich es Ihnen wünsche, aber gibt es etwas, das Sie nicht können?
Natürlich! (lacht) Aber im Ernst: Ich verwerfe immer viel mehr Ideen, als ich letztendlich realisiere. Ich habe mich in erster Linie immer bemüht, auf meine Stimme zu hören, das ist das A und O. Für den Rest folge ich meiner Neugier und meinem kreativen Instinkt. Mein Glück ist, dass ich immer ein- bis zwei Personen gefunden habe, denen das auch gefiel (lacht).
Im unwahrscheinlichen Fall, dass Ihnen doch einmal etwas nicht gelingt: Was geht da in Ihnen vor?
Wenn ich mich wirklich leidenschaftlich für etwas interessiere, suche ich so lange einen Weg, bis es klappt.
Egal, ob man Sie auf oder abseits der Bühne erlebt: Man trifft immer eine „Madame 100.000 Volt“. Woher rührt Ihre unendliche Energie?
Ich glaube, es liegt in den Genen. Und weil ich einfach wahnsinnig gerne mache, was ich tue: Musik ist doch meine größte Leidenschaft, nicht mein Beruf. Und natürlich liege ich als Italienerin dazwischen gern an einem weißen Mittelmeerstrand…
Michael Tschida