Es gibt brutale Comics wie Frank Millers "Sin City". Dann gibt es sehr brutale, aber höchst gelungene Comics wie "Something is Killing the Children" von James Tynion. Und dann gibt es "BRZRKR" – der erste Comic von "Matrix"-Superstar Keanu Reeves – eine Blut- und Beuschel-Orgie, die ihresgleichen sucht.
Dabei legte Band 1 nicht nur einen höchst erfolgreichen Start in den USA hin (650.000-mal verkauft), sondern ist auch eine sehr gelungen erzählte und nicht unoriginelle Geschichte. Vor 80.000 Jahren suchte ein von allen Seiten bedrohter Stamm Hilfe bei seinen Göttern: In einer Höhle kommt es zur göttlichen Zeugung von B, der nach seiner Geburt alsbald von seinem Clan als Waffe eingesetzt wird: Unute. "BRZRKR" ist unsterblich, kann sich selbst heilen und ist mit unerschöpflichen Kräften ausgestattet. Im 21. Jahrhundert kämpft er als Söldner für die US-Regierung, die ihm verspricht, dass man ihm dabei hilft, seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen: sterblich zu sein.
Die Story des Schlächters B wurde von Reeves, Mit-Autor Matt Kindt, Zeichner Ron Garney und Coloring-Artist Bill Crabtree als fan-finanzierte Kickstarter-Kampagne ins Leben gerufen: 1,5 Millionen Dollar wurden gespendet. Mittlerweile hat sich Netflix für einen Kinofilm (mit Reeves) sowie eine Anime-Serie die Rechte gesichert. B entpuppt sich nicht nur als Kriegs-, sondern auch als Geldmaschine.
Schuld ohne Sühne
Sehr unaufdringlich entwickelt die Deutsche Jennifer Daniel in "Das Gutachten" eine Geschichte, die nachwirkt: Herr Martin, pflichtbewusster Fotograf an der Bonner Rechtsmedizin, wird immer wieder von seinen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg eingeholt. Unversehens findet er sich inmitten eines Kriminalfalles wieder, in dem Alt-Nazis, RAF-Terroristen und Mitläufer alle ihre Rollen haben. Daniel zeichnet ein stimmiges Bild einer deutschen Gesellschaft, in der es sich die Oberen richten und die Schuld bei den anderen liegt. Grafisch hervorragend.
Auf die Probe gestellt
Die Slowenen Zoran (Zeichnung) und Ivan Smiljani(´c) (Skript) bewiesen schon mit "Die Mexikaner" ein Gespür für Geschichte. "Die schwarze Flamme" thematisiert den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie und den Beginn der faschistischen Gewalt in Triest 1920: Man muss diese Graphic Novel auch als Sachbuch lesen, denn die Smiljani(´c)-Brüder erklären viele Hintergründe. Erzählt wird dabei die bald auf die Probe gestellte Freundschaft des slowenischen Triestiners Josip und des Italieners Giuseppe.
Der Seelen-Wärmer
Anlässlich des 90. Geburtstages von Goofy feiert Egmont diese klassische Disney-Figur. "90 Jahre Chaos" ist ein höchst amüsanter Streifzug durch einige seiner besten Geschichten: Der tolpatschige und herzensgute Goofy sammelt in dem liebevoll gemachten Band zum Beispiel Gutscheine auf Krantsch-Müsli-Packungen, um einen Urlaub auf dem "Alten Widderkopf" zu gewinnen. In "Freitag, der 13." wirft er sich eine Erdnuss ein, um als Supergoof Gutes zu tun. Mit Goofy fühlt sich die Welt irgendwie ein Stück besser an.