Roland Kluttig, Chefdirigent der Grazer Oper, wird das Haus Ende der Saison 2022/23 nach Ablauf seines Vertrages verlassen. "Auf eigenen Wunsch", hieß es am Freitag (20. Mai) in einer Aussendung. Was merkwürdig scheint: Denn am Montag letzter Woche (9. Mai) bestätigte der Deutsche in einem Gespräch mit unserer Zeitung ausdrücklich, dass er in Graz bleiben möchte, noch ein paar Saisonen lang. Außerdem hätte er sich auch privat sehr gut hier eingelebt. Der designierte Opernchef Ulrich Lenz habe jedoch mit ihm bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht über eine Verlängerung gesprochen. Lenz, der 2023 auf Nora Schmid folgt, die ja die Dresdener Semperoper übernimmt, wollte angeblich jemand anderen.
Schon bei dem Antritt 2020 hatte Kluttig betont, dass sieben Jahre ideal seien, um etwas aufbauen zu können. Der hoch versierte Dirigent leitete unter anderem die Produktion "Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg, die auch als CD und DVD produziert wurde. Er stand auch heuer im Februar bei der österreichischen Erstaufführung von "Morgen und Abend" von Georg Haas am Pult.
Während seiner Amtszeit in Graz gab Kluttig sein Debüt bei den Salzburger Festspielen. In seiner letzten Saison in Graz stehen unter anderem Neuproduktionen von Benjamin Brittens "War Requiem", Bedřich Smetanas "Die verkaufte Braut", Leoš Janáčeks "Katja Kabanova" sowie die Wiederaufnahme von Verdis "Don Carlo" auf dem Programm. Verabschieden wird sich Kluttig mit Robert Schumanns "Szenen aus Goethes 'Faust'" und Gustav Mahlers dritter Sinfonie.