Billy Wilder will den österreichischen Film abschaffen. Das fordert der legendäre Filmemacher in einem offenen Brief an Österreichs Bundeskanzler, der heute in der Printausgabe der Kleinen Zeitung publiziert wurde. Bei dem derzeitigen Fördersystem, so seine Argumentation, zahle das Publikum drauf. Denn: "Österreichs Film- und Fernseherfolge kommen nicht wegen, sondern immer mehr trotz der heimischen Filmförderung bei den Zusehern an – und mit jedem Jahr weniger davon. Sie schadet also mehr, als sie hilft und dann können wir es ja auch gleich lassen mit dem österreichischen Film." Das ist ganz schön verwirrend. Denn Wilder, dem das Weltkino Filme wie "Manche mögen's heiß", "Zeugin der Anklage" und "Sunset Boulevard" verdankt, ist bereits 2002 verstorben.
Des Rätsels Lösung: Hinter dem Schreiben steckt eine Gruppe heimischer Filmproduzentinnen und Filmproduzenten, die auf eine Reform der derzeitigen Filmförderung drängen. Statt des bisherigen Systems wünschen sie sich eine "Filminvestitionsprämie als einzig sinnhafte Alternative". Mit Publikumslieblingen als Kronzeugen: Ähnlich formulierte "offene Briefe" verstorbener österreichischer Filmlegenden erschienen auch in anderen Medien – darunter "meldeten" sich etwa Romy Schneider und Hans Moser.
Hintergrund: Die Anzeigenkampagne soll die Schwierigkeiten der heimischen Filmbranche und die Hoffnung auf Steuererleichterungen deutlich machen. Was zu tun ist, damit Österreichs Filmwirtschaft nicht den internationalen Anschluss verliert, war auch ein beherrschendes Thema beim "Produzent*innentag" in Wien. Dabei stellte Medienministerin Susanne Raab in Aussicht: Die Corona-Ausfallshaftung für Produktionen werde der Branche jedenfalls bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen – und nicht, wie von manchen befürchtet, nur bis Ende Juni. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer will ein Anreizmodell schaffen, um Filmproduktionen am heimischen Standort zu stärken. Insgesamt, versprach Raab, wolle sie das Fördersystem insgesamt "bis Ende des Jahres verbessern und eine gute Wertschöpfungskette schaffen". Allerdings stellten die geteilten Zuständigkeiten in unterschiedlichen Ressorts eine Hürde dar. Sie werde das Beste versuchen und "Allianzen schmieden".