Harte Kerle, große Kanonen, wenig Mitleid: Nur das Rot der Lippen, der Kleider und der Haare von Frauen wie Caprice versetzen der düsteren Schwarz-Weiß-Szenerie farbige Nuancen.
Enrico Marini, der als Zeichner wie auch als Erzähler zur ersten Riege europäischer Comic-Künstler gehört, hat mit "Noir Burlesque" eine Hommage an den Film Noir vorgelegt. Jedes Bild des 52-jährigen Schweizers italienischer Abstammung verlangt nach der großen Leinwand.
In einer nicht näher definierten Stadt in den 1950er-Jahren taucht der Ex-Boxer und Kriminelle Terry B. Cole wieder auf und legt sich mit dem Gangster-Boss Rex McKinty an. Die Nachtklub-Tänzerin Caprice steht im Mittelpunkt einer Männerfeindschaft, die mit viel Blut ausgetragen wird. Cole und Caprice, einst ein Liebespaar, kommen sich wieder näher.
Enrico Marini "kehrt" hier nichts unter die Tuchent, sondern zeigt, was er zeigen will, und geizt dabei nicht mit Sexszenen. Die Geschichte ist schnörkellos und geradlinig und in ihrer Berechenbarkeit angenehm schön.
Marini, der mit "Der Dunkle Prinz" sicherlich eine der besten Batman-Geschichten des Jahrzehnts abgeliefert hat, ist im zweiten Teil der bei Carlsen erscheinenden Graphic Novel jedoch noch einige Überraschungen zuzutrauen. Denn die Nachtklub-Tänzerin Caprice und das personifizierte Abendrot hat auch einen Colt in ihrer Handtasche.