Die Meldung, dass Dr. Sigmund "Sigi" Bergmann Dienstagnacht in seinem Zweitwohnsitz in Moosburg kurz nach seinem 84. Geburtstag verstorben ist, war nicht nur in fast allen ORF-Nachrichtensendungen eine der Spitzenmeldungen. Auch in den sozialen Medien wurde seinem Tod großer Raum gegeben und sein berufliches Leben gewürdigt. Eigentlich wollte "Sigi", wie er genannt wurde, Opernsänger werden, geworden ist er dann – welch eine Ironie – Sportreporter. Noch dazu einer der Bekanntesten und Populärsten Österreichs.
Seit 1968 beim Österreichischen Rundfunk, moderierte Bergmann 17 Jahre lang die Sendung "Sport am Montag", war bei 20 Olympischen Spielen im Einsatz und kommentierte nicht weniger als 3500 Boxkämpfe, darunter fast alle wichtigen und legendären von Muhammad Ali. Wer hierzulande über Boxen diskutierte, dem kam automatisch Sigi Bergmann in den Sinn. In dieser Sportart hatte sich der in der Steiermark geborene und in Wien aufgewachsene Mann mit der außergewöhnlichen Stimme und den pointierten Sprüchen einen regelrechten Kultstatus erworben.
Zu seinen Lieblingssportarten zählte auch das Rodeln, wo er bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften die TV-Zuschauer mit originellen Zitaten durch den Eiskanal führte. Als Student – Bergmann war promovierter Historiker und schloss ein Gesangsstudio ab – begann er zum Boxen, zog sich aber bald aufs Moderieren zurück. Auf diesem Sektor avancierte er im Lauf der Jahre zum großen "Champion". Als Grund für seine Affinität zu diesem harten Sport führte Bergmann an, dass Boxen eine eigene Faszination hätte. Kunst und Kultur blieb allerdings immer sein großes Steckenpferd. Dass sich diese Bereiche mit Sport nicht ausschließen, demonstrierte Bergmann in "Sport am Montag", wo er auch Künstler – von Placido Domingo bis Peter Ustinov – einlud.
Neben großer Vielseitigkeit zeichnete den Wahl-Moosburger auch eine soziale Ader aus. So half er Europameister Hans Orsolics sein "patschertes Leben" hinter sich zu lassen, war über Jahre dessen Förderer und Freund. Apropos Freund: Eine besondere Freundschaft verband den legendären Sportreporter auch mit dem Kärntner Box-Europameister Joe Tiger Pachler, bei der 80er-Feier Bergmanns vor vier Jahren einer der Ehrengäste: "Sigi war in jeder Hinsicht ein toller, hilfsbereiter Mensch", zeigte sich der Klagenfurter vom Ableben seines Kumpels, der ihn während seiner Boxkarriere intensiv begleitete, bestürzt.
Kärnten ist für Bergmann in den letzten Jahren zu seiner zweiten Heimat geworden. So drehte er TV-Dokus über heimische Sportler wie Pachler ("Im Auge des Tigers") oder Karl Schnabl ("Das Überfliegerteam") und tauchte, als er gesundheitlich noch besser darauf war, nicht selten in Klagenfurt auf. Dann und wann ein Plausch mit Passanten auf dem Benediktinermarkt durfte da nicht fehlen. Nach der letzten Runde für den kultigen Boxreporter trauern vor allem seine Frau, zwei Töchter und sechs Enkelkinder.
Heinz Traschitzger