Am 5. März wäre der italienische Regisseur und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini 100 Jahre alt geworden. Die friaulische Ortschaft Casarsa, in der der Regisseur seine Kindheitsjahre verbracht hat, weiht zu diesem Anlass eine Ausstellung mit 20 Zeichnungen des Künstlers ein, neun davon waren bisher unveröffentlicht. Zu den Zeichnungen zählt ein Porträt von Maria Callas mit dem Titel "Ritratto di Maria" vom 6. September 1969.

"Pasolini. I disegni nella laguna di Grado" (Pasolini. Die Zeichnungen in der Lagune Grados) ist der Titel der Ausstellung, die bis zum 3. April in der Casa Colussi in Casarsa zu sehen ist. Sie stellt den bisher umfassendsten Überblick zu Pasolinis Zeichnungen dar, die er während der Dreharbeiten des Films "Medea" (1969) begann.

Die Ausstellung, die von der Kunsthistorikerin Francesca Agostinelli aus Udine kuratiert wird, umfasst elf bekannte Werke aus der Sammlung des Malers Giuseppe Zigaina, während neun weitere Bilder den Kern der "wiederentdeckten Zeichnungen" bilden. Agostinelli hatte 2016 eine Recherche begonnen, die zur Entdeckung der unveröffentlichten Werke Pasolinis führte.

Die Werke, die sich in verschiedenen Privatsammlungen in Grado, Aquileia, Cervignano und San Giorgio di Nogaro befinden, wurden von Pasolini an Freunde verschenkt, die ihn bei den Dreharbeiten seines Films unterstützt hatten. Zu sehen sind Ansichten der Lagune, Netze und Laternen. "Es handelt sich um Werke, die wir im Allgemeinen als Zeichnungen bezeichnen, auch wenn das Papier mit Materialien aus der Umgebung bereichert wird. Sand, Muscheln und Blumen zeigen in jedem Werk eine Mischtechnik, die den Kontext, in dem es entstanden ist, materiell wiedergibt", so Agostinelli.

Die Ausstellung im Centro Studi in Casarsa
Die Ausstellung im Centro Studi in Casarsa © Centro Studi

Pasolini, Sohn eines Offiziers und einer Bauerntochter, wurde am 5. März 1922 geboren. Er zog im Alter von 28 Jahren als Lehrer nach Rom. In seiner Heimatregion Friaul verfasste er noch Bauerngedichte, in Rom lebte er dann in Elendsvierteln. "Ragazzi di vita" heißt eines seiner Prosawerke über die Welt des Lumpenproletariats. "Accattone" (1961) über die aggressiven Jugendlichen in den Barackenvierteln von Rom war sein erster großer Filmerfolg. 1962 folgte "Mamma Roma" mit Anna Magnani.

Ausstellungen, Seminare und mehrere andere Veranstaltungen sind in den nächsten Monaten zu Ehren Pasolinis anlässlich seines 100. Geburtstags am 5. März geplant. In Genua kann man bis zum 13. März im Palazzo Ducale eine Pasolini-Ausstellung besichtigen, die umfangreiches Fotomaterial über den Intellektuellen zeigt: Porträts am Set, Bilder vom öffentlichen und privaten Leben, die von seiner menschlichen und künstlerischen Existenz zeugen. Pasolinis Wahlheimat Rom wird den Filmemacher mit für Herbst geplanten Ausstellungen im Palazzo Barberini, im Museum zeitgenössischer Kunst MAXXI und im Palazzo delle Esposizioni würdigen.

Am 2. November 1975 wurde die Leiche des damals 53-jährigen Pasolini auf einem Fußballplatz in Ostia bei Rom gefunden - erschlagen und verstümmelt, angeblich von einem Strichjungen. Die Hintergründe des Mordes sind bis heute noch teilweise ungeklärt.