"James Bond will return". Dass James Bond zurückkommen wird, ist seit fast 60 Jahren eines der Gesetze des Kinos. Erstmals zu lesen war der Satz am Ende von "James Bond – 007 jagt Dr. No", dem ersten Leinwandabenteuer des berühmten Geheimagenten, das am 5. Oktober 1962 Premiere feierte. Und er stand auch wieder im Abspann von "Keine Zeit zu sterben", dem 25. und bisher letzten James-Bond-Film, in dem sich Hauptdarsteller Daniel Craig endgültig von der Rolle verabschiedete.
"Es gab kein Zurück mehr", betonte Craig gerade in der "Los Angeles Times". Der 53-Jährige gibt weiter Interviews zu "Keine Zeit zu sterben" (Originaltitel: "No Time To Die") und ist im Jubiläumsjahr der Filmserie immer noch quasi der amtierende 007-Darsteller, aber für "Bond 26" wird definitiv ein anderer vor der Kamera stehen. Schon seit nach "Ein Quantum Trost" (2008) erstmals über Craigs Abschied von der Rolle spekuliert wurde, brodelt die Gerüchteküche in den Boulevardmedien. Beinahe jede Woche wird ein anderer angeblicher Kandidat vermeldet. Tom Hiddleston und Tom Hardy standen demnach zwischenzeitlich schon als Nachfolger fest. Dann waren es andere, hierzulande weniger bekannte Namen wie James Norton und Sam Heughan.
Ursprung dieser in der Regel gegenstandslosen Spekulationen sind nicht irgendwelche Insider, wie gern behauptet wird, sondern meistens britische Wettanbieter, die damit kostenlos Werbung für ihr Geschäft machen, oder Publizisten, die auf diese Weise Schlagzeilen für ihre Schauspieler-Klienten generieren. Der Boulevard verbreitet es dankbar und ohne zu hinterfragen. Offenbar genügt es, wenn man zwischen 25 und 45 Jahren alt und im Filmgeschäft ist. Schon gilt man als heißer Kandidat für die begehrte Rolle des berühmten Geheimagenten.
Ein Name, der sich seit rund zehn Jahren hält, ist Idris Elba. Dieses besonders hartnäckige Gerücht ist unter Bond-Fans und auch für Elba selbst längst eine Art Running Gag – und führte 2019 zu einem witzigen, ironischen Selfie mit Craig. 16 Jahre, nachdem Craig als "zu blond für Bond" kritisiert wurde, könnte der nächste James Bond tatsächlich erstmals ein Schwarzer sein. Elba aber wird es kaum sein. Der Londoner ist schlichtweg zu alt. Im September wird er 50.
Bis die Produktion des 26. Bond-Films startet, könnten noch Jahre vergehen, dann wäre Elba so alt wie Craig jetzt. Die langjährigen Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson suchen einen Schauspieler, der für viele Jahre den Fortbestand der erfolgreichen Filmreihe sichert, der für mehrere Filme zur Verfügung steht und eine Ära als 007 prägen kann. Das wäre mit Idris Elba nicht möglich.
Ur-Bond Sean Connery stand mit 31 erstmals vor der Kamera und drehte dann sechs Filme (das inoffizielle Remake "Sag Niemals Nie" nicht mitgezählt). Roger Moore war bei seinem Debüt "Leben und sterben lassen" bereits 45 Jahre alt, drehte aber sieben Filme, bevor er seine Walther PPK abgab. Damals kam alle zwei Jahre ein Bond ins Kino. Aber sowohl Moore, der in seinem letzten Film "Im Angesicht des Todes" (1985) 57 war und dessen Stuntdoubles da kaum zu übersehen sind, als auch Craig, der mit 51 seinen fünften und letzten Agenteneinsatz drehte, sah man das Alter auf der Leinwand an.
Wahrscheinlicher ist es deshalb, dass Broccoli und Wilson auf einen Jüngeren setzen. Henry Cavill (38) nahm schon vor "Casino Royale" (2006) am Bond-Casting teil, wo man sich für Craig entschied. Viele Fans wünschen sich den gut aussehenden Kraftbolzen. Doch inzwischen ist der "Superman"-Darsteller wohl zu bekannt für die Rolle, die nie mit etablierten Topstars besetzt wurde.
Der jungenhafte "Spider-Man" Tom Holland (25) brachte sich kürzlich selbst ins Gespräch. Der Engländer wiederum dürfte den Machern – so wie sein Landsmann Cavill damals – zu jung sein. Und sein Gesicht ist in Hollywood ebenfalls längst zu berühmt. Dem Nordiren Jamie Dornan (39), der gerade in Kenneth Branaghs Drama "Belfast" überzeugt und darin Bond-Charisma versprüht, werden Chancen eingeräumt. Als einer der Geheimfavoriten gilt der smarte Ire Aidan Turner (38). Dass bald einer dieser Namen verkündet wird, ist trotzdem nicht zu erwarten.
Bevor Broccoli und Wilson ernsthaft nach einem neuen 007 suchen, werden sie entscheiden, in welche Richtung das Franchise in den nächsten Jahren gehen soll. Setzt man den harten Kurs mit einem emotional gepeinigten Bond fort? Oder werden die Filme wieder etwas leichter und humorvoller? Auf die spektakulären Abenteuer von Roger Moore mit vielen Gags folgten damals ernsthaftere Filme mit Timothy Dalton, dessen Bond näher an Ian Flemings Romanfigur war. Mit Pierce Brosnan wurde es in den 90ern bunter. Dann kam Craigs rauer Bond.
Bevor ein Schauspieler verpflichtet wird, muss es folglich auch ein Drehbuch oder zumindest einen Entwurf geben. Und voraussichtlich wird wie bei früheren Filmen zuerst ein Regisseur engagiert. All das braucht Zeit. Mit einem neuen 007-Darsteller ist im Jubiläumsjahr, das am 5. Oktober mit dem "Global James Bond Day" gefeiert wird, also nicht zu rechnen. Und bis der Kandidat endlich gefunden ist, werden sicher noch unzählige Namen von Wettanbietern, Publizisten und Boulevardmedien wieder und wieder ins Spiel gebracht. Vermutlich auch Idris Elba.
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