Bis 1918 war Novi Sad Teil der k. u. k.-Monarchie, was Serbiens zweitgrößte Stadt bis heute prägt. Drei Brücken überspannen die Donau. Sie wurden bei den Nato-Bombardierungen 1999 zerstört, als Slobodan Milosević zur Aufgabe des von Albanern bevölkerten Kosovos gezwungen wurde. Die Brücken, längst wieder aufgebaut, stehen auch für das Verbindende, unterstreicht Nemanja Milenković, Präsident der Stiftung „Novi Sad 2021“ – 2021 deshalb, weil das Kulturhauptstadtjahr eigentlich im Vorjahr geplant war und coronabedingt verschoben werden musste.
Die 340.000-Einwohner- Stadt bietet ambitionierte Projekte zu Themen wie Migration oder Frauen in der Kunst. „Bis Ende 2022 werden wir 5000 europäische Künstler bei uns gehabt haben“, sagt Milenković stolz. Die Kritik aus der freien Szene, mehr auf Schein statt Nachhaltigkeit, auf Effekt statt Tiefe zu setzen, will er nicht gelten lassen: Man habe verlassene Fabriken und Lagerhallen hergerichtet. „Der Kultur steht alles zur Verfügung, die Türen stehen offen“.
Im Programm zu finden sind übrigens auch zahlreiche Kooperationen mit dem Österreichischen Kulturforum in Serbien. Zudem sind etwa die Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs und Aporon 21 aus Graz Partner bei der Ausstellung „Link it, mark it“ (ab 22. Februar), die Sammlung Verbund bei der Schau „The Feminist Avantgarde“ (ab 19. Mai) oder das Festival Nextcomic aus Linz bei der Konferenz „Comics, Heritage and Contemporary Art“ (29./30. Oktober).
Kulturhauptstadt Kaunas
Als Litauens zweitgrößte Stadt will sich Kaunas im Kulturhauptstadtjahr modern und europäisch präsentieren – mit viel Kultur, Geschichte und Selbstbewusstsein. Dies soll helfen, weiter aus dem langen Schatten der Hauptstadt Vilnius herauszutreten.
Kaunas besitze eine „außergewöhnliche, komplexe, wechselhafte Geschichte“, betont Kulturminister Simonas Kairys. Sichtbar sei in der von mehreren Hügeln umgebenen und am Zusammenfluss zweier Flüsse gelegenen Stadt das „ganze Kaleidoskop der Epochen und politischen Systeme“.
Kernstück des Programms ist die Trilogie „Mythos von Kaunas“. Die Veranstaltungsreihe soll eine neue verbindende und identitätsstiftende Legende für die 300.000-Einwohner-Stadt schaffen. Unter den Themen „The Confusion“ (19. bis 23. Jänner), „The Confluence“ (20. bis 22. Mai) sowie „The Contract“ (25. bis 27. November) sind Konzerte, Ausstellungen, Feuer- und Lichtshows et cetera geplant. Hauptziel der Trilogie ist Wandel: Kaunas soll von einer in Nostalgie schwelgenden Stadt zu einer wachsenden, offenen Stadt werden, die an sich und ihre Zukunft glaubt. Zum Ausdruck kommt dies auch im Motto des Jahres: „From temporary to contemporary“.
Insgesamt sollen im Kulturhauptstadtjahr mehr als 40 Festivals, 60 Ausstellungen und jeweils mehr als 250 Konzerte und Veranstaltungen der darstellenden Künste stattfinden. Zu den Höhepunkten gehören die Einzelschauen von Künstlern wie William Kentridge, Yoko Ono und Marina Abramović sowie eine Theaterinszenierung von Robert Wilson.
Kulturhauptstadt Esch
Esch, mit 36.000-Einwohnern Luxemburgs zweitgrößte Stadt, plant rund 160 Projekte mit mehr als 2000 Events. Zu der Region, die unter dem Motto „Remix Culture“ bei Esch 2022 dabei ist, gehören neben Esch selbst zehn umliegende Luxemburger Gemeinden und acht französische Gemeinden der Kommunalverwaltung in Audun-le-Tiche. Insgesamt leben rund 200.000 Menschen aus 120 Nationen in dem Gebiet.
„Mit Esch 2022 wollen wir die Geschichte unserer Region von der Stahlindustrie bis ins digitale Zeitalter erzählen“, sagte die Direktorin für das Kulturprogramm, Françoise Poos. Man bietet dazu Theater, Festivals, Ausstellungen, Tanz, Performances, Workshops, digitale Kunst.
Wichtige Ausstellungsorte werden in Esch-Belval auf einem früheren Stahlhüttengelände sein, wo heute auch die Universität angesiedelt ist. In einer sanierten Industrieanlage wird es Medienkunst geben: Als erste Ausstellung steht „Hacking Identity – Dancing Diversity“ auf dem Programm, erstellt vom Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, das vom Österreicher Peter Weibel geleitet wird. Im französischen Micheville entsteht ein neues Kulturzentrum für digitale Künste und darstellende Kunst.
„Das ist eine große Chance für die Stadt und für die ganze Region, zu zeigen, dass wir auch Kultur können“, sagt Georges Mischo, Bürgermeister und Präsident von Esch 2022. 1995 und 2007 trug übrigens Luxemburgs gleichnamige Hauptstadt den Titel European Capital of Culture.