"Phileas Fogg war Mitglied des Londoner Reformclubs. Weiter nichts.“ Das schrieb Jules Verne in seinem berühmten Buch „In 80 Tagen um die Welt“ über seinen Protagonisten, was Regisseuren viel Raum für Interpretation lässt.
Eine neue achtteilige Abenteuerserie der European Alliance von ZDF, France Télévisions und der italienischen RAI holt Vernes Klassiker ins 21. Jahrhundert. David Tennant, bekannt aus „Doctor Who“, spielt einen anfangs unter Selbstzweifel leidenden Fogg, der erst über sich hinaus wachsen muss, damit er seine Wette, einmal in 80 Tagen um die Erde zu reisen, auch gewinnen kann.
Jules Vernes Abenteurroman von 1873 ist eine Geschichte der Bewegung, ein ständiges Umsteigen von einem Verkehrsmittel ins Nächste. Die Uhr tickt auch in der von Ashley Pharoah und Caleb Ransom erdachten Serie, doch immer wieder verweilt die Handlung und entwickelt Geschichten. Mit dem schwarzen französischen Schauspieler Ibrahim Koma gibt man der Figur des Dieners Passepartout einen neuen Hintergrund. Begleitet werden die beiden auf ihrer wilden Reise von London über Paris nach Brindisi und einmal um die ganze Welt von Abigail „Fix“ Fortescue, gespielt von Leonie Benesch; die Deutsche ist die Tochter des „Daily Telegraph“-Chefs Bernard Fortescue. Abigail berichtet als Reporterin von den Abenteuern des Phileas Fogg, bleibt aber nicht in der Chronistinnen-Rolle, sondern ergreift selbst die Initiative.
Es ist keine werktreue Adaption des im Jahr 1872 spielenden Abenteuers, sondern ein Fogg für eine neue Generation: Der Stil erinnert an die neuen Sherlock Holmes-Abenteuer mit Robert Downey Jr, vielleicht liegt es auch an der Musik, dort wie da von Hans Zimmer. Schnelle Bilder, Rückblenden, eine tickende Uhr – die achtteilige Mini-Serie, die von 21. bis 23. Dezember auf ZDF ausgestrahlt wird, hat das Zeug zum Weihnachtshit. Das Liebenswürdige jener Verfilmung mit Pierce Brosnan als Fogg und Peter Ustinov als Detective Fix von 1989 fehlt hier gänzlich, auch der romantische Charme der Oscar-gekrönten Version von 1956 mit David Niven in der Rolle des rasenden Gentlemans.
Die neue Serie holt das Märchen in die Realität und macht aus Fogg einen Mann voller Selbstzweifel, aus Passepartout einen vielschichtigen Mann, der sich nicht als Diener versteht. Und mit Abigail Fix wird ein starker Frauencharakter eingeführt, der in Vernes Buch nicht vorkommt.
Gedreht wurde auf Sets in Südafrika und Rumänien. „Der wichtigste Faktor beim Schreiben für mich war, die Serie für unsere heutige Welt relevant zu machen“, sagt Ideengeber Pharoah. So fehlt auch das anfängliche Whist-Kartenspiel im Reformclub, „dass für ihn ein Kampf gegen Schwierigkeiten“ (war) – wie Verne Foggs Charakter beschrieb. Doch Whist scheint seine Relevanz für das 21. Jahrhundert verloren zu haben. Schade darum.