Am kommenen Sonntag darf wieder für Publikum gespielt werden, wobei die meisten Häusern am 13. bzw. 14. Dezember öffnen. Indoor-Veranstaltungen mit bis zu 2000 Personen sind wieder gestattet, freilich unter Einhaltung der 2G-Regel und mit Maskenpflicht. Es gibt natürlich Einschränkungen: Dies gilt nur für Veranstaltungen mit zugewiesenem Sitzplatz. Stehplatzkonzerte bleiben dagegen weiterhin untersagt.
In Wien geht es mit vollen Programmen los: Die Bundestheater starten am Montag (die Staatsoper mit "Don Giovanni", die Volksoper mit der Premiere des Musicals "Lady in the Dark"). Wie es in den weiteren Bundesländern aussieht, ist noch nicht ganz klar. Die Grazer Bühnen haben für nächste Woche so oder so eine wahre Flut an Premieren angekündigt. Fix ist offenbar, dass in Kärnten erst morgen über das Lockdown-Ende entschieden wird. Von der Geschäftsführung des steirischen Universalmuseums Joanneum hieß es nach der Bekanntgabe der Öffnung: "Wir freuen uns wirklich sehr, dass wir wieder öffnen können. Besonders erfreulich ist, dass die neuen Ausstellungen von 'Helmut & Johanna Kandl' und von 'Superflex' im Kunsthaus Graz sowie die Schau 'Ich bin Photo-Amateur!' im Museum für Geschichte - die aufgrund des Lockdowns nur zwei Tage geöffnet war - endlich auch besucht werden können."
Dass die Kultur nun mit anderen Branchen gleichbehandelt wird, sorgt für positive Reaktionen aus der Szene. Zur Erinnerung: der Lockdown im Vorjahr hatte für die Kultur 197 Tage gedauert, diesmal scheint man mit 20 Tagen auszukommen. Auch dass die organisatorisch sehr schwer umzusetzende 2G-Plus-Regel (2 G plus PCR-Test), die in Wien vor dem Lockdown kurzfristig in Kraft war, nicht mehr kommt, sorgt für Erleichterung. Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren: "Wir freuen uns über das Durchbrechen der bisherigen Aufsperrstrategie teil- und etappenweiser Öffnungen durch das gemeinsame Wiederaufsperren des gesamten Kunst- und Kulturbetriebs. Nicht nur der Handel, Dienstleistungen, Gastronomie, Tourismus u.a. werden durch die jetzige Entscheidung der Regierung mit der Kunst und Kultur gleichgestellt behandelt, auch innerhalb der Kunst und Kultur werden keine Unterschiede zwischen Kultureinrichtungen und Kulturveranstaltungen mehr gemacht. Wermutstropfen sind die Einschränkungen für den Stehplatzbereich und für Late-Night-Programme."
"Die Kultureinrichtungen sind mit Sicherheit von allen Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, die sichersten. Der Kultursektor ist nicht der Pandemietreiber", unterstrich Matthias Naske, Direktor des Wiener Konzerthauses, gegenüber der APA. Auch seien Institutionen wie das Konzerthaus, die sich primär über den Markt finanzierten, besonders schwer von Schließungen betroffen. "Im jetzt auslaufenden Lockdown mussten wir 50 Veranstaltungen streichen", so der Konzerthaus-Chef. Hier belaufe sich alleine der Wert der verkauften Karten auf 1,2 Millionen Euro. Man werde deshalb nun sobald als möglich den Spielbetrieb wieder aufnehmen, also am 12. Dezember. Die Bedeutung der Kultureinrichtungen zum Zusammenhalt der Gesellschaft sei jetzt wichtiger denn je: "Und wir können und wir werden liefern."
Im Wiener Belvedere freut man sich, ab Sonntag wieder Besucher begrüßen zu können, gleichzeitig gab sich Generaldirektorin Stella Rollig vorsichtig. "Der Winter dauert ja noch eine Weile, und wir kehren jetzt zu Maßnahmen zurück, die wir bereits hatten. Ich persönlich hoffe daher sehr, dass die Menschen in ihrer individuellen Lebensgestaltung mehr Vorsicht walten lassen - sonst könnten wir vor Ende des Winters noch einen Lockdown haben."
Noch zurückhaltender äußerte sich Christian Dörfler, Betreiber des Wiener Haydn-Kinos sowie Fachverbandsobmann für Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer. "Wir wissen es noch nicht genau, aber gehen davon aus, dass es bei der 2G-Regel bleibt - weil alles andere ist nicht handhabbar", sagte er im Hinblick auf die Regeln für Wien. "Generell muss ich sagen, dass ich es für den Tourismus sehr kritisch sehe, dass Hotellerie und Gastronomie nicht aufsperren können. Für mich als Kino- und Kulturbetrieb ist das jetzt nicht das große Problem, aber ich glaube, dass das nicht die beste Entscheidung war", sagt er. "Da hängt irrsinnig viel Wertschöpfung für das ganze Land dran. Das sehe ich sehr kritisch."
Ihren Spielbetrieb nehmen unterdessen auch die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) wieder auf: "Cats" steht ab 14. Dezember im Ronacher auf dem Programm, am 17. Dezember folgt die Premiere von "Giulio Cesare in Egitto" im Theater an der Wien. Die Vorstellungsserie zu "Miss Saigon" im Raimund Theater beginnt wiederum am 18. Jänner 2022, die große Premiere ist für den 23. Jänner angesetzt. "Die Theater der Vereinigten Bühnen Wien wieder für unser Publikum öffnen zu können, erfüllt uns mit großer Freude", so VBW-Geschäftsführer Franz Patay. "Mit magischen Musiktheaterabenden wollen wir unseren Besucherinnen und Besuchern in dieser schwierigen Zeit wieder unvergessliche Stunden live im Theater bereiten."